Montag, Januar 31, 2011

Ehemalige taz-Chefin: Frauen sind zu feige für Karriere

Streit der CDU-Ministerinnen: Ursula von der Leyen ist für eine starre, Kristina Schröder für eine flexible Frauenquote. Diese von ihr als "Zickenkrieg" bezeichnete Debatte bringt die Publizistin Margaret Heckel zum Lamentieren darüber, dass sich nicht alle Frauen widerstandslos hinter die radikalsten Quotenforderungen stellen, so dass die Quoten in den unterschiedlichsten Ländern letztlich immer wieder von Männern durchgesetzt werden mussten. In Heckels Klagelied über das Ärgernis geringfügig voneinander abweichender Meinungen (die Option "gar keine Frauenquote" würde sie wohl vollends verzweifeln lassen) findet sich aber auch eine interessante Passage:

Umso mehr, als demnächst mit Bascha Mikas Buch über Frauen, die angeblich zu feige zur Karriere sind, schon die nächste Frau die Bühne betritt, die auf andere Frauen einschlägt.


Gemeint ist Mikas für nächste Woche angekündigtes Werk Die Feigheit der Frauen, das folgende Position vertritt:

Genug mit dem Geschlechtertheater! Frauen betrügen sich selbst. Geben wir es zu: Wir Frauen haben es vermasselt und pflegen unsere Geiselmentalität. Wir fordern ein eigenes Leben und stolpern doch in die selbstverschuldete Unmündigkeit. Wir reden von Selbstbestimmung und erliegen doch der Faszination traditioneller Rollen. Rhetorisch sind wir emanzipiert, doch in der Praxis versagen wir jämmerlich. Wir ordnen uns unter. Freiwillig. Weil es bequem ist, weil wir Konflikte scheuen, weil wir davon profitieren. Frauen sind zu feige.


Bascha Mika wurde 1994 der EMMA-Journalistinnenpreis verliehen. 1998 veröffentlichte sie über Alice Schwarzer eine kritische Biographie, die Schwarzer auf die Palme brachte. Bis zum Jahr 2009 war sie die Chefredakteurin der "taz".

In der Frankfurter Allgemeinen stößt Melanie Amman anlässlich Mikas Buch ins selbe Horn wie Margaret Heckel: Frauen beschimpfen Frauen.

Hämisch lässt Amman ihren Artikel mit dem Absatz enden:

Wer sich für das Erfolgsrezept à la Mika interessiert, muss nicht nach Pfullingen fahren, sondern nur zum Internet-Buchhändler Amazon surfen: „Das dämliche Geschlecht“ heißt ein Buch von Barbara Bierach von 2006. Die These: „Die akademisch vorgebildete Weiberschaft könnte längst die Hälfte der Chefsessel unter dem Hintern haben, wenn sie endlich handelte.“ Verkaufspreis: ab 0,01 Euro (plus Versandkosten).


Nach dieser verqueren Logik müsste Amman mein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" für die Offenbarung schlechthin halten: das bekommt man bei Amazon erst ab 93,89 Euro. Was die FAZ-Journalistin aber viel mehr wurmen dürfte, ist, dass sich Bascha Mikas Buch schon eine Woche vor Erscheinen bei Amazon sehr günstig positioniert.

Bezeichnenderweise wird Kritik und eine kontroverse Debatte von Publizistinnen immer wieder dann verfemt, wenn es zur Widerrede gegen feministische Positionen kommt. Wenn feminismuskritische Frauen von ihren Geschlechtsgenossinnen geprügelt werden, hört man aus diesem Lager nur vielsagendes Schweigen.