Macht Allah kriminell?
Vor einigen Tagen wurden die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die bei vielen Rechtsradikalen und vielen Journalisten offenbar euphorische Glücksgefühle auslöste: Wo man früher behauptete, dass zum Beispiel Männlichkeit oder Computerspiele gewalttätig machten, glaubte man nun, im Islam die Quelle von Aggressionen gefunden zu haben. "Die Zeit" holt alle Feiernden wieder auf den Boden zurück:
Solche statistischen Ergebnisse produzieren griffige Schlagzeilen (Spiegel Online titelte: "Jung, muslimisch, brutal"), über die Ursachen verraten sie jedoch wenig. Eine Koinzidenz von Faktoren bedeutet nämlich noch keinen Zusammenhang im Sinne von Ursache und Wirkung. (…) Es gibt eine Vielzahl von sozialen und familiären Faktoren, die Gewalttätigkeit erklären: eigene Gewalterfahrung, gewaltlegitimierende Männlichkeitskonzepte, mangelnde Bildungschancen und Perspektivlosigkeit sind einige davon. Einen monokausalen Zusammenhang wie den von "Islam gleich Gewalt" zu behaupten, passt nur in den derzeitigen hysterischen Umgang mit dem Thema.
Schon am Samstag hatte der "Tagesspiegel" argumentiert:
So fällt beispielsweise auf, dass 8,7 Prozent der Muslime aus der Vergleichsgruppe sich als „nicht religiös“ bezeichnen, also ihren Glauben nicht praktizieren. Die „etwas Religiösen“ prügeln weniger; was den Schluss nahe legen würde, leicht muslimisch lebende Jugendliche seien weniger der Gewalt zugeneigt als ihre angepasst-nichtreligiös lebenden Freunde. Zudem sieht die Studie selbst nur einen „leichten Anstieg“ der Zahlen im Gläubigkeit-Delinquenz-Verhältnis und verweist darauf, als Querschnittsstudie nur begrenzt Aussagen zu Kausalitäten machen zu können. Übrigens, auch ein Ergebnis der Untersuchung, trinken gläubige Muslimjugendliche viel weniger Alkohol und klauen viel seltener in Läden.
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