Dienstag, Juli 27, 2010

Israelversteher von ganz links und ganz rechts

Daniel Bax heizt in der heutigen "taz" den deutschen Satelliten der israelischen Rechtsaußen-Regierung ganz schön ein. Ein Treffer nach dem anderen – und immer auf die zwölf:

(...) In wenigen Ländern kann Israels Politik mit so viel Verständnis rechnen wie hierzulande. Das gilt nicht nur mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel oder die Zeitungen aus dem Axel-Springer-Verlag, deren Vorstandschef Mathias Döpfner einmal voller Ernst von sich sagte, er sei "ein nichtjüdischer Zionist". Das trifft auch auf vermeintlich "linke" Blätter wie Konkret oder Jungle World zu, die Israel bevorzugt als Opfer ausländischer Mächte zeichnen und sogar seine rechte bis rechtsextreme Regierung mit Inbrunst verteidigen.

Verblüffen kann das nur, wer von Linken per se eine Verpflichtung auf die Menschenrechte erwartet. Doch das wäre falsch. Manche Linke sahen einst die Sowjetunion als "gelobtes Land" an und denunzierten jede Kritik am Kommunismus als "unsolidarisch" - jetzt halten es manche mit Israel so. Der Schulterschluss mit Israel hat zudem eine psychologische Entlastungsfunktion: Manche glauben, damit jenen antifaschistischen Widerstand nachzuholen, den die eigenen Eltern und Großeltern leider versäumten. Sehr empfänglich sind sie daher für Netanjahus Propaganda, die suggeriert, die Palästinenser oder der Iran seien "die Nazis von heute".

(…) Harmlos ist die deutsche Begeisterung für Israel, solange sie sich in naiver Schwärmerei für Land und Leute erschöpft. Schwieriger wird es, wenn sie mit antidemokratischen Haltungen einhergeht, die in Israel weit verbreitet sind - zum Beispiel rassistische Vorurteile gegenüber Arabern und anderen Muslimen. Es ist ja kein Zufall, dass unter den größten Israelfans auch die schärfsten Islamgegner zu finden sind - und umgekehrt. Ob Henryk M. Broder, Ralph Giordano, der holländische Rechtspopulist Geert Wilders oder Internet-Hetzblogs wie Politically Incorrect - sie alle preisen Israel als Vorbild und plädieren dafür, Muslime in Europa zu diskriminieren.


Hm, ich wüsste nicht, dass Broder und Giordano höchstselbst zu Diskriminierungen von Muslimen aufgerufen haben. Sie bereiten mit ihrer Stimmungsmache lediglich den Boden dafür, treffen sich auch schon das ein oder andere Mal mit den rechtsradikalen Machern von "Politically Incorrect" und lassen solche Leute die Schmutzarbeit erledigen. Ansonsten ein hervorragender Artikel.