"Frau Akyün, lohnt sich Sarrazins Buch?"
Der STERN befragt heute die Journalistin Hatice Akyün in einem ausführlichen Interview zu ihrer Sarrazin-Lektüre. Ein Auszug:
STERN: Ist Sarrazin für Sie ein Rassist?
Akyün : Es ist egal, ob er einer ist oder nicht. Welche Rolle spielt das jetzt noch? Er hat mit seinem Geltungsdrang, seiner Gier nach Aufmerksamkeit die Arbeit von so vielen Menschen zerstört. Mir tun die ehrenamtlichen Helfer, Sozialarbeiter, Lehrer leid, die tatsächlich jeden Tag Integrationsarbeit leisten. Die müssen jetzt dank Herrn Sarrazin wieder bei Null anfangen.
STERN: Machen Leute wie Henryk Broder einen Denkfehler, wenn sie sich offenbar ganz reell vor einem Dschihad vor der eigenen Haustür fürchten?
Akyün: Ich frage mich manchmal, wo Broder, Kelek und Konsorten eigentlich ihre Feldforschung betreiben. Mit denen spricht doch keiner mehr. Die Nichtintegrierten und Problemfälle nicht und die moderaten Muslime auch nicht mehr. Wenn in der türkischen Community der Name Kelek fällt, rümpfen alle angewidert die Nase. Die können das Geschwafel nicht mehr ertragen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Zur Zeit arbeite ich an einem Filmstoff, für den ich fast jeden Tag in Kreuzberg recherchiere. Ich treffe mich mit Türken, die dort geboren sind, seit 40 Jahren dort leben und dort verwurzelt sind. Menschen, aus den unterschiedlichsten Schichten. Gebildete, Hartz-IV-Empfänger, Gemüsehändler, Ehefrauen, Jugendliche. Und seit Wochen suche ich verzweifelt nach den Familien, die sich nicht integrieren wollen. Ich finde sie einfach nicht.
Hier gibt es das vollständige Interview.
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