Friedrich-Ebert-Stiftung in der Kritik: Wie islamfeindlich sind die Deutschen wirklich?
Vor einigen Tagen hatte ich mich auf diesem Blog skeptisch gegen die von fast allen Medien naiv übernommene Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgesprochen, die einem Großteil der Deutschen massive Fremden- und dabei insbesondere Islamfeindlichkeit unterstellt. Warum mir die "Studien" der Ebert-Stiftung mehr ideologisch denn wissenschaftlich erscheinen, hatte ich schon vor mehreren Jahren in einem meiner Blogs ausführlich erklärt. Prompt wurde ich im März dieses Jahres in einer dieser "Studien" selbst dem rechtsradikalen Lager zugeordnet. Die dürftige Reaktion auf meine Kontaktaufnahme mit den Verantwortlichen in der Stiftung bestätigte meinen negativen Eindruck nur.
Mit der Diagnose von übermäßig weit verbreiteter Islamfeindlichkeit sieht es kaum anders aus, argumentiert das Blog Andalusian.de und merkt etwa unter der Überschrift "Warum stellt man solche bekloppten Fragen?" an:
Manche Fragen haben es in sich. Weil man eigentlich genau weiß, dass die Antworten die hässliche Realität verbreiteter Kultur-Rassismen und Vorurteile offenlegen werden. 37% der Deutschen hätten nach der ARD-Studie am liebsten ein Deutschland ohne Islam. Jetzt stellt euch mal vor, man fragt die türkische Bevölkerung, ob sie der Aussage zustimmen würden, ob eine Türkei ohne Judentum, Christentum, Kurden oder Armenier besser wäre. Ich weiß nicht, ob da "nur" 37% rauskämen ... Ebenso könnte man durch eine leichte Modifikation der Fragestellung auch unter den Deutschen viel mehr als 37% dazu bewegen eine prinzipielle "Islamfeindlichkeit" zu artikulieren.
Ebenso unglücklich finde ich den Satz "Ich kann es gut verstehen, dass Araber manchen Leuten unangenehm sind." der FES-Studie. 55,4% der Befragten hätten diesem Satz 2010 zugestimmt. 2003 seien es noch 44,2% gewesen. Klar: Der Anteil ist ziemlich hoch, und die Zunahme muss bedenklich stimmen. Aber: Selbst ich hätte diesem Satz zugestimmt! Warum? Weil ich es eben nachvollziehen könnte, dass Deutsche aufgrund der häufigen Nennung arabischer Namen im Kontext von Terror Vorurteile gegenüber Arabern entwickeln. Das heißt: Selbst meine Stimme wäre in der FES-Studie als Ausdruck von Islamfeindlichkeit verstanden worden! Auch hier hätte man einen weniger vieldeutigen Satz nehmen können, wie z. B. "Araber (oder Türken) sind mir unsympathisch".
Der Beitrag ist in Gänze lesenswert.
Dass die Feindseligkeit gegenüber Muslimen zunimmt bzw. viele Leute ihre Ressentiments immer offener äußern halte ich anhand vieler anderer Anhaltspunkte für unbestreitbar. Und natürlich liefert das Anlass zur Sorge. Aber überzogenen Alarmismus anhand von Studien, bei denen das gewünschte Ergebnis offenbar von vorneherein feststeht, habe ich noch nie für hilfreich gehalten. Oft führen sie lediglich zu dem Resultat, dass die Populisten unter den Politikern versuchen, sich dieser vermeintlich großen Wählerzahl eilfertig zu unterwerfen, und sich die Minderheit der Fremdenfeinde als Vollstrecker des "gesunden Volksempfindens" sieht. Allerdings sind alarmistische Befunde eine der wenigen Möglichkeiten der Friedrich-Ebert-Stiftung, überhaupt noch in den Medien erwähnt zu werden.
(Auch im aktuellen FOCUS wird die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung offenbar zerlegt. Wie gut dieser Artikel ist, kann ich aber erst beurteilen, wenn er online steht, weil ich mir dieses Heft nicht kaufen werde.)
<< Home