Dienstag, Dezember 14, 2010

"Neuerdings trommeln gewisse Männer zum Krieg"

Im Schweizer "Landboten" erklärt heute Karin Landolt, wie aggressiv wir Männerrechtler seien:

Neuerdings trommeln Männer - gewisse Männer wohlgemerkt - regelrecht zum Krieg, indem sie dubiose Studien zitieren, welche die Hälfte der häuslichen Gewalttaten den Frauen in die Schuhe schieben (während die Polizei indes auf andere Erkenntnisse kommt). Plötzlich sind die Väter geschlagene Hunde, die Weibsbilder – man wusste es schon immer – die wahren Teufel, und Gewinner unserer Gesellschaft. Ruhig Blut, es soll hier nicht weiter Öl ins lodernde Feuer gegossen werden, das radikale Emanzen und auf Opfer-Verhalten konditionierte Frauen auf der einen Seite, und wutschnaubende Antifeministen auf der anderen, entzündet haben.


So sieht es also aus, wenn "Männer zum Krieg trommeln": Sie brauchen dazu nichts weiter zu tun, als auf die mehreren hundert internationalen Studien hinzuweisen, die die Geschlechterverteilung der häuslichen Gewalt einschließlich der Dunkelziffer belegen, also über die Fälle hinaus, die bei der Polizei zur Anzeige gelangen. Zu den "wutschnaubenden Antifeministen" würden danach Soziologen wie Volker Döge ebenso gehören wie die Paar- und Traumatherapeutin Astrid von Friesen oder die Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling – sie alle machen die wahre Geschlechterverteilung in diesem Bereich zum Thema. (Dass Karin Landolt hier nur von "Männern" spricht, weist auf ein nicht zu kleines Maß an Sexismus hin.) Wer mit den vorliegenden Forschungsergebnissen arbeiten will, um das Problem der häuslichen Gewalt besser in den Griff zu bekommen, der wolle in Wirklichkeit "Krieg".

Warum all die zugrundliegenden Studien "dubios" sein sollen, erklärt Karin Landolt übrigens nicht – und nach diesem Artikel bezweifle ich stark, dass sie sich auch nur mit einer davon näher auseinandergesetzt hat. Allein der Gedanke, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen "wahre Teufel" sein können (ein Kindergartenverständnis von häuslicher Gewalt), lässt Landolt so in Rage geraten, dass sie sich schon selbst "ruhig Blut" zureden muss.

Fast noch verstiegener ist der folgende Satz: "Nicht einmal ein Antifeminist kann sich eine Welt ohne Frauen vorstellen." Diese Formlierung wäre nur noch zu toppen durch: "Nicht einmal jemand, der gegen Nazis ist, kann sich ein Deutschland ohne Deutsche vorstellen." Hier wird dem Leser klammheimlich untergejubelt, dass jemand, der gegen eine verheerende Ideologie eintritt, damit automatisch gegen einen großen Teil der Bevölkerung ist, den diese Ideologie sich anmaßt, für sich beanspruchen zu können.

Überschrieben ist Karin Landolts Artikel übrigens mit "Waffenstillstand". Folgt man ihrer verqueren Logik, kann dieser "Waffenstillstand" nur darin bestehen, dass wir alle in Zukunft über die Forschungslage bei häuslicher Gewalt schweigen. Wer das nicht tut, dem unterstellt Karin Landolt kriegsgeil zu sein und Frauen zu hassen. Um uns solche Anwürfe zu ersparen, müssen wir lediglich zahllose Opfer häuslicher Gewalt über die Klinge springen lassen.

Vor ein paar Jahren wäre Karin Landolt mit diesem Irrsinn sogar durchgekommen. Heute nicht mehr. Und noch dazu haben wir jetzt noch klarer präsentiert bekommen, welche Geisteshaltung sich hinter so manchem überbordenden Vorwurf gegen die Männerbewegung verbirgt.