Montag, Februar 11, 2008

Henryk M. Broder gegen Stefan Niggemeier

In dem aktuellen Konflikt zweier Medienleute konzentriert sich die gesamte Art und Weise, wie in den letzten Jahren die Islamdebatte geführt wurde, in einer Nussschale: Stefan Niggemeier findet, dass Journalisten besser gründlich recherchieren sollten, bevor sie unzutreffende Behauptungen in der Welt verbreiten. Broder findet das offenbar ganz und gar nicht und reagiert wie üblich: mit einer Breitseite an Beschimpfungen ("Schweinchen Schlau! Sesselpupser! Korinthenkacker!") und indem er den Holocaust als Trumpf spielt. Zwar hat nicht mal Kai Diekmann als Chef der ständig von Niggemeier kritisierten "Bild"-Zeitung dermaßen unsouverän reagiert, aber bei Broder ist diese Dünnhäutigkeit verständlich: denn wenn es um stichhaltige Fakten ginge, könnte Broder vieles von seinem "Hilfe, wir werden islamisiert!"-Trompete völlig vergessen. Stefan Niggemeier braucht nun nichts weiter mehr zu tun, als Broders Auswürfe einfach nur zu zitieren. Währenddessen freut sich Broders rechtsradikale Unterstützer-Gang, die auch schon oft genug von Niggemeier abgewatscht wurde, in den Kommentarspalten der notorischen Blogs einen Wolf über Broders Gegeifer und legt mit weiteren Beschimpfungen auf Niggemeier nach.

Dabei fand sich schon in einem Kommentar zu Niggemeiers Eröffnungsbeitrag alles, was es über die islamophobe Szene zu sagen gibt:

Sobald man dem Leser eines gewissen unkorrekten Blogs einige „Ungenauigkeiten” nachweisen kann, wird regelmäßig in die Behauptung verfallen, dass es doch dabei im Grunde um etwas ganz anderes gehen würde, als diese „Details/Äußerlichkeiten/Nebenschauplätze”.
Ich glaube dabei, dass das gar keine rhetorische Flucht sein soll, sondern dass diese Menschen tatsächlich davon überzeugt sind. Dass der Wahrheitsgehalt ihres Weltbilds einfach völlig losgelöst von allen Fakten und Wahrscheinlichkeiten in irgendeiner abstrakten Sphäre umher wabert und einfach in sich selbst ewig gültig ist; und deshalb weder bewiesen werden muss, noch widerlegt werden kann.
Wenn der Moslem keine Bombe in Berlin hochgejagt hat, dann eben in München. Und wenn nicht heute, dann halt morgen. Und wenn keine Bombe dann irgendetwas anders. Alles nur Äußerlichkeiten, die am Fakt der islamischen Bedrohung nichts ändern.


Eine kühne These, aber: Zack, bumm, Broder geht hin und BEWEIST sie! Das nenne ich mal ein sattes Eigentor.