Donnerstag, Oktober 28, 2010

Die "Klimalüge" – pseudowissenschaftliche Schwindler entlarvt

Die Frankfurter Allgemeine stellt heute ein Buch vor, das ich schon vor einigen Monaten mit großem Interesse gelesen habe – Naomi Oreskes und Eric M. Conways "The Merchants of Doubt" ("Die Händler des Zweifels"). Oreskes und Conway decken darin auf, dass dieselben Leute, die heute von der "Klimalüge" schwadronieren und damit tausende mal leichtgläubige, mal stark ideologisierte Blogger in ihren Bann ziehen, exakt dieselben sind, die sich für viel Geld schon seit Jahrzehnten von der Großindustrie anheuern lassen: unter anderem dafür, massiven Zweifel daran zu schüren, dass Zigaretten wirklich Krebs verursachen, dass es wirklich ein Ozonloch gibt und dergleichen mehr. Ein Großteil der Bevölkerung geht ihnen dabei regelmäßig bereitwillig auf den Leim. Wäre ja auch zu schön, wenn es all diese Probleme in Wahrheit gar nicht gäbe und man sich keine Gedanken zu machen bräuchte, sondern ungehindert so weitermachen könnte wie bisher.

Die "Frankfurter Allgemeine" bringt es auf den Punkt:

Naomi Oreskes und Erik Conway sind in ihrem hervorragend dokumentierten und fesselnd geschriebenen Buch erfrischend deutlich: Die Macht der Belege für den Klimawandel ist dermaßen überwältigend, dass unter ernstzunehmenden Klimawissenschaftlern keine Debatte mehr geführt wird, sondern ein außergewöhnlicher Konsens herrscht. Skandale und Diskussionen werden von den Leugnern des Klimawandels künstlich inszeniert, wobei fast alle Mittel recht sind. Die meist großzügig finanzierten Leugner manipulieren, drohen und schüchtern ein. (...) Unterstützt von konservativen Stiftungen, die wiederum Gelder von der Tabak- oder Energieindustrie erhalten, und mit publizistischer Schützenhilfe von PR-Agenturen und Zeitungen wie dem „Wall Street Journal“ werden Diffamierungen und Fehlinformationen im öffentlichen Diskurs plaziert. Wenn wissenschaftliche Befunde sich nicht wirkungsvoll in Zweifel ziehen lassen, werden Wissenschaftler auch persönlich angegriffen.


Ich kann die Lektüre des vollständigen Artikels nur mit Nachdruck empfehlen. Dabei ist mir natürlich klar, dass diejenigen, die ergeben Blogs wie "Die Achse des Guten" und "Politically Incorrect" folgen – wo der geschilderte persönliche Angriff auf seriöse Wissenschaftler zum Standardprogramm gehört – sich genausowenig von ihrem festen Glauben an die "Klimalüge" abbringen lassen wie von ihrem Glauben an die natürliche Minderwertigkeit von Muslimen. Es gibt wohl etliche Leute, die sich zuerst für ein bestimmtes Weltbild entscheiden, das ihnen gerade besonders zupass kommt, dann vor allem rhetorisch geschickt aufbereiteten Mumpitz lesen, der dieses Weltbild scheinbar bestätigt, und auf jede Form von Aufklärung lediglich mit starker Aggression reagieren. Den politischen Schaden, der dadurch entsteht, dass sich diese Leute dermaßen gerne verarschen lassen, haben wir alle zu tragen – den Profit fahren die Auftraggeber der bezahlten Scharlatane ein. Insofern ist ihre Strategie leider nur allzu erfolgreich. Wer sich aber für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema interessiert, ist mit Oreskes und Conway an der richtigen Adresse.

Weitere – allerdings englischsprachige – Besprechungen von "Merchants of Doubt" findet man beispielsweise in der Huffington Post und auf Daily Kos.