Dienstag, November 30, 2010

Wenn Männer zum Sex gezwungen werden

Ein aktuelles Fundstück aus den Foren ist dieser Artikel, dessen Existenz mich schon etwas überrascht. Meiner persönlichen Einschätzung nach war das Thema "sexuelle Gewalt gegen erwachsene Männer" wegen seiner schweren Vermittelbarkeit das letzte Tabu, das die Männerbewegung knacken wird – vor mindestens weiteren zehn Jahren hätte ich nicht damit gerechnet. So wie die Dinge jetzt laufen ist es aber vielleicht schon demnächst wie selbstverständlich Teil der Palette des Bundesforums Männer, während Leute wie ich, die es schon vor zehn Jahren ausführlich behandelten, noch immer als "rechts", also "böse" ausgegrenzt werden ... Wenn wir nicht ständig Zeit mit solchen überflüssigen Vorwürfen und Abgrenzungen verlieren würden, könnten viele der von der Männerbewegung angesprochenen Probleme schon halb gelöst sein.

In dem verlinkten Artikeln, der selbst ungeliebte Wahrheiten wie "Jede dritte Frau verübt Gewalt" ungerührt zur Zwischenüberschrift macht, heißt es unter anderem:

Fast jede zwölfte Frau, das sind rund acht Prozent der weiblichen Befragten, hat ihren Partner bereits sexuell genötigt. «Sie haben angegeben, ihren Partner zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben», sagt Döge. Wie das funktioniert? «Eine Frau kann etwa die Genitalien des Mannes gegen seinen Willen anfassen, sie können sie gegen ihren Willen masturbieren.» Der Anteil der Frauen, die sich durch ihre Männer sexuell genötigt fühlten, liege etwas höher: bei zwölf Prozent.


Vier Prozent höher! Das hat mit der bis zum Erbrechen wiederholten feministischen Legende von der Sexualgewalt als Geissel des Patriarchats und davon, dass praktisch nur Frauen Opfer sexualisierter Gewalt würden, überhaupt nichts zu tun. Dabei bestätigt Döge nur internationale Studien und Fallschilderungen, die ich in vielen meiner Veröffentlichungen erwähnt habe, weshalb die feministische Lobby mich auch höchst ungern verlinkt und sehr darauf achtet, dass ihre Veranstaltungen nicht von "Trollen" gestört werden, die solche unerwünschten Richtigstellungen einbringen. Schon als es um sexuelle Gewalt von Frauen gegen Mädchen und Jungen ging, wurde von frauenbewegter Seite das Gespräch über das Thema als Verrat an der feministischen Sache gebrandmarkt, wenn nicht gar als Versuch, männliche Täter freizusprechen. Dem Kampf gegen Männergewalt scheint ansonsten die Grundlage entzogen, berichtete Michelle Elliott in ihrem Buch "Frauen als Täterinnen" und nennt als Begründungen, die für die weitere Tabuisierung dieses Themas vorgebracht wurden, "Frauenprojekte werden fragwürdig" und "frauenspezifische Ansätze wird es dann nicht mehr geben".

Solche Hintergründe muss man kennen, um einen der vielen Gründe für die Kritik der Männerrechtsbewegung am etablierten Feminismus zu verstehen (die etwa das Bundesforum Männer weiter tabuisieren möchte). Und auf dieser Grundlage werden auch viele der männlichen Aggressionen in Internetforen verständlicher, die bislang schlicht herausgerissen wurden, um zu illustrieren, wie "böse" Männer/Männerrechtler seien, statt sich damit auseinanderzusetzen, welchen biographischen Hintergrund diese Wut haben kann. Männer, die ob als Jungen oder als Erwachsene wiederholt unter Übergriffen zu leiden hatten, über die man noch heute kaum sprechen darf, haben einigen Grund, aufgebracht zu sein. Und auch bei Männern wie mir, denen das zwar nicht selbst passierte, die sich in die Betroffenen aber gut einfühlen können, entsteht auf Dauer einiger Ärger über die bestehenden Sprechverbote. Oder, um es ein wenig deutlicher zu formulieren: Es kotzt mich an. Der Feminismus hatte zwar "empathischere" Männer gefordert - gemeint waren damit aber Männer, die sich gut in Frauen einfühlen konnten und nicht etwa in andere Männer. Soviel Empathie wird Feministinnen schnell zuviel. Und nicht nur ihnen. Die Männerbewegung muss es mit einer ganzen Kultur aufnehmen, die bestimmte Dinge ausblendet, einer Gesellschaft, die von diesen Dingen nichts sehen und hören will.