Donnerstag, November 04, 2010

Wie Herr Küçük die Kanzlerin ärgerte

Nachdem auf dem Podium alle gesprochen haben, die Kanzlerin, die Staatsministerin, der Innenminister und der Ministerpräsident, und alle zu erkennen gegeben haben, was für eine feine Sache so ein Integrationsgipfel ist, darf auch Küçük reden. "Multikulti ist gescheitert, das hat man in den letzten Tagen immer wieder zu hören oder zu lesen bekommen", sagt er. "Aber meine Damen und Herrn - die multikulturelle Gesellschaft ist die Realität, ist die Zukunft." Angela Merkel versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Aber sie weiß in dieser Sekunde, dass es vielleicht doch nicht so schlau war, Küçük, den Geschäftsführer des multikulturellen Forums e.V., mit aufs Podium zu nehmen. Vor wenigen Tagen noch hatte sie Multikulti für gescheitert, CSU-Chef Horst Seehofer Multikulti sogar für "tot" erklärt.

Es ist plötzlich ziemlich leise im Publikum und von einer seitlichen Sitzposition aus ist zu erkennen, dass Kenan Küçük nicht die Absicht hat, es bei dieser Anmerkung bewenden zu lassen. Er hat Notizzettel in der Hand, und zwar mehrere. Küçük redet weiter, sagt, dass die Diskussion über Integration in Deutschland einseitig geführt werde, dass das Thema zu sehr auf den Aspekt der Sprache reduziert werde, dass es gelingen müsse, Klischees und Stereotypen zu überwinden. "Deutschland ist ein Einwanderungsland, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren", sagt Küçük und rempelt damit ein zweites Mal die Kanzlerin an. Sie versucht noch immer, gute Miene zu machen. Aber ihr Sprecher Steffen Seibert reckt schon den Hals, um zu eruieren, wie viele Seiten Küçük um Gottes Willen noch vortragen will.


Köstlich!