Freitag, Februar 03, 2006

noch 3. Februar

Der Streit um die islamfeindlichen Karikaturen geht weiter. Unbenommen der Tatsache, dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstelle, problematisieren viele Journalisten, wie fahrlässig hier damit umgegangen worden sei.

So heißt es in der ”Frankfurter Rundschau”: „Die Karikaturen (…) seien nicht Ausdruck einer konstruktiv islamkritischen Haltung, sondern bisheriger Höhepunkt einer in Europa grassierenden Islam-Feindlichkeit, die an die antisemitische Hetze im Stürmer erinnere.“

Die Berliner ”taz” befindet: „Es ging nicht um eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Figur Mohammeds, die dann das religiöse Empfinden anderer verletzte (wie im Fall Rushdie). Die Karikaturen wurden umgekehrt in dem Wissen bestellt, dass sich hier ein verletzlicher Punkt befindet - und dass man sich jederzeit hinter `Meinungsfreiheit´ würde verstecken können. Nun ist es Sinn der Sache, dass die Meinungsfreiheit in einer demokratischen Öffentlichkeit einen Schutzraum bereitstellt, in der verletzende oder gar undemokratische Meinungen geäußert und erprobt werden können. Hier wurde der Schutzraum Meinungsfreiheit instrumentalisiert, um einen gesellschaftlichen Konflikt zu schüren.“

In der ”Berliner Zeitung” von heute heißt es: „Die Kunst- und Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht in unserer Zivilisation, das wie alle Grundrechte auch dort gilt, wo es unbedarft in Anspruch genommen wird. Politische Opportunitäten können ihm nichts abzwacken. Aber auch unerschütterliche Rechte können verkehrt gebraucht werden. Und das ist der Fall bei besagten Karikaturen. Sie sind ja keine blitzenden Einwürfe gegen den Ungeist, keine Voltairischen Flüge der Kritik, auch wenn France Soir das gern so darstellt. Sie sind - und vor allem gilt das für den Mohammed mit einer Bombe unterm Turban - Zeugnisse einer Fremdenfeindlichkeit, die sich jetzt wundert, dass die Beleidigten beleidigt sind.“

Und schließlich kommentiert die ”Süddeutsche”: “Man hat in den Gazetten schon viele Karikaturen grimmbärtiger Terroristen, gierig lächelnder Ölscheichs oder tumber Mullahs gesehen. Jedes Bild hat hoffentlich seinen Sinn, jedes seine eigene Komik, jedes für sich ist harmlos. Von einer empfindlichen Minderheit werden sie aber leicht als Stimmungsmache empfunden. In einem Land, wo einst zu vermeintlich normalen Zeiten der Stürmer mit seinen krummnasigen Juden eine Hetzkampagne betrieb, ist auch dieser Aspekt einen Gedanken wert.“