noch 4. Februar 2006
Einen bemerkenswerten Kommentar zu der Debatte um die antimuslimischen Karikaturen gibt es heute von Klaus Hartmann in der „jungen welt“. Dort heißt es: „Ausgerechnet reaktionäre Kräfte stimmen jetzt das Hohelied der Pressefreiheit an. Wem würde einfallen, die rassistischen antijüdischen Karikaturen des `Stürmer´ als Ausdruck der Pressefreiheit zu verteidigen? Am wenigsten wissen manche Bescheidwisser offenbar über Dänemark. Seit 2001 regiert dort eine reaktionäre und rassistische Koalition, deren Politik der Londoner Guardian als `Flirt mit dem Faschismus´ bezeichnete. (…) Das UNHCR nannte die Ausländergesetze `nicht vereinbar mit internationalen Flüchtlings- und Menschenrechtsregeln´. Die auflagenstärkste Zeitung Jyllands-Posten ist Vorreiter und Sprachrohr dieser Politik, sie startete die `kalkulierte Provokation´ ebenso, wie sie in den 1930ern gegen Juden hetzte.“
Kaum anders sieht es die „Frankfurter Rundschau“: „Kennern der dänischen Medienszene entgeht die Ironie nicht, dass ausgerechnet Jyllands-Posten nun als Fackel der Meinungsfreiheit gilt - just das rechteste der dänischen Blätter, in dem sonst jeder niedergeknüppelt wird, der sich erdreist, anders zu denken. (…) Der Historiker Steffen Heiberg sieht in Politiken daher die Karikaturen als Teil eines Kulturkampfs, den das bürgerliche Dänemark gegen den Islam führe. `Hätte man das Argument der Meinungsfreiheit auch benützt, wenn eine Zeitung zwölf zutiefst verletzende antisemitische Zeichnungen gedruckt hätte? Man kann sicher sein, dass dann vom Premierminister bis zum Leitartikler des kleinsten Provinzblattes alle die großen Worte ausgepackt hätten´. Nun aber versuche die Regierung, die Kränkung zu legitimieren.“
Ich bin natürlich weiterhin dafür, dass zum Beispiel gemäßigte Muslime sich stärker dafür einsetzen sollten, den Furor ihrer Glaubensbrüder (und -schwestern) ein wenig zu dämpfen, aber oft sind die Dinge eben nicht so schwarz-weiß, wie sie manchem erscheinen.
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