13. April 2006
Ursprünglich wurde der völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf den Irak mit herbeiphantasierten Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins begründet. Als sich die endgültig als Fata Morgana herausstellten, wurde das tausendfache Abschlachten mit dem Argument rechtfertigt, es ginge um eine Befreiung der Iraker von Husseins Diktatur. Jetzt, drei Jahre später, zieht dem Perlentaucher zufolge der irakische Autor Najam Wali in der „Frankfurter Rundschau“ Bilanz: "Mal ganz ehrlich: Was haben wir gewonnen? Früher lebten die Iraker unter der Diktatur, heute in unberechenbarem Chaos. Mord und Grauen lauern an jeder Straßenecke. Das ist die schreckliche Bilanz der letzten drei Jahre. Und nichts bessert sich, im Gegenteil, es wird immer noch schlimmer. Die USA haben Irak zum Hauptschauplatz ihres Krieges gegen ihre erbitterten Feinde, die Al Qaida und Iran, erhoben, und gehen dabei über die Leichen der Iraker." Tage zuvor hatte sich Wali bereits in der „Neuen Zürcher Zeitung“ geäußert: „Glaubten die neokonservativen Dogmatiker etwa, dass der Irak den Sprung zur modernen Wissensgesellschaft schon vollbracht habe, so dass er den `Demokratieschock´ problemlos würde abfedern können? War ihnen nicht bewusst, dass es zur Schaffung einer Demokratie nicht ausreicht, ein totalitäres Regime einfach abzusetzen?“ Oder war es ihnen, vom Strand bei Haifa, einer Villa in Washington oder einer Bude in Berlin aus betrachtet, nicht in Wahrheit schlichtweg egal, was mit dem Irak und seiner Bevölkerung passieren würde, solange man die eigenen politischen Ziele nur durchsetzte? Zur Rechenschaft gezogen werden die Verantwortlichen für dieses Leiden wohl nie, ja, mehr noch, jede Kritik ist mit einem Tabu belegt: antiamerikanisch. Wenn das nichts hilft, der ganz große Hammer: antisemitisch. Und schon hat man das alles von der Backe und kann das nächste Kriegsziel anvisieren.
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