9. April 2006
Anis Hamadeh bringt es mal wieder auf den Punkt: „Die EU und die USA haben die Überweisung von Hilfsgeldern für Palästina eingestellt. Wie aus den Medien hervorgeht, ist dies als Bestrafung der palästinensischen Gesellschaft gedacht, da sie die falsche Partei gewählt hat. Zwar sollte nach Ansicht des Westens diese Wahl demokratisch sein, allerdings unter der Bedingung, dass eine bestimmte Partei als Siegerin daraus hervorgeht. Der Hamas, die die Wahl gewonnen hat, werden drei Dinge vorgeworfen: dass sie das Existenzrecht Israels nicht anerkennt, dass sie der Gewalt nicht abschwört und dass sie bestehende Verträge nicht einhält. Ist das nicht zynisch, könnte jemand einwerfen, da diese drei Dinge den jüdischen Staat besser charakterisieren als die palästinensische Seite (...) Viele Palästinenser fragen sich (...), wie ausgerechnet Deutschland einen Staat so bedingungslos unterstützen kann, der mit Waffengewalt herrscht, der eine dubiose Rassentrennung praktiziert, der eine Blut-und-Boden-Ideologie verfolgt, sich rechtlose Untermenschen schafft, der sich Lebensraum im Osten nimmt und sich um die Menschenrechte und das internationale Recht nicht schert, da er sich als rassisch und/oder religiös höherwertig sieht im Vergleich zu anderen Staaten. (...)“ Hamadehs Frage nach einer neuen Tendenz des Wegschauens, Duldens, Mit-dem-Strom-Schwimmens und Nur-ja-nicht-anecken-Wollens unter vielen deutschen Politikern und Journalisten trifft einen wirklich wunden Punkt. Vor siebzig Jahren sorgten die Mechanismen einer Diktatur in unserem Land dafür, dass nur die allerwenigsten es wagten, sich unerträglichen Verhältnissen zu widersetzen. Wieviel weniger Druck braucht es dagegen heute.
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