noch 6. April
Auch Perlentaucher berichtet in seiner heutigen Presseschau über "Antisemitismusforscher (...), die sich gegenseitig zu Antisemiten erklären". Was wird wohl ein von dieser Debatte bislang unbeleckter Leser denken, wenn er auf solche Meldungen stößt? Er dürfte unweigerlich den Eindruck gewinnen, dass hier ein allgemeines Kasperletheater überschnappender Bezichtigungen, das ihm vermutlich schon bei den Schauprozessen gegen Hohmann und Möllemann bitter aufgestoßen ist, endgültig ins Groteske überdreht. Wer muss nicht unwillkürlich grinsen, wenn vor seinem geistigen Auge ein Kongress von Antisemitismusforschern entsteht, die mit den Worten "Judenhasser!" – "Selber!" in eine allgemeine Keilerei miteinander verfallen? So gerät die deutsche Wirklichkeit immer mehr zur allerfeinsten Realsatire. Noch besser kann man nicht illustrieren, dass der Antisemitismusvorwurf durch seine allfällige Verwendung als rhetorisches Stilmittel ins Absurde übersteigert und somit letztlich völlig entwertet wurde. Und wenn dann doch einmal jemand berechtigt die Anschuldigung „Antisemit!“ erhebt, verdreht der Durchschnittsdeutsche inzwischen nur noch entnervt die Augen. Worauf man ihm dann mit vor Empörung überkippender Stimme vorwerfen kann, für dieses schreckliche Thema offenbar noch immer so empfindungslos zu sein wie 1933, und wie das geendet habe, wisse man ja ...
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