Samstag, März 21, 2009

Darf man Antisemitismus und Islamophobie in einem Atemzug nennen?

Es scheint ein neues politisch korrektes Sprachverbot in Deutschland zu geben: den Vergleich von Antisemitismus mit Islamophobie. Micha Brumlik gibt in der "tageszeitung" den Vorstößen, dieses Tabu durchzusetzen, die passende Antwort. Ein Auszug:

Normalerweise wäre das Thema, um das es geht, eine halbwegs interessante akademische Auseinandersetzung, nicht mehr und nicht weniger - was muss also passieren, dass sich kluge Leute darüber bis aufs Messer befehden? Man erinnere sich: Im Dezember vergangenen Jahres veranstaltete das renommierte Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin unter Leitung des ebenso renommierten Historikers Wolfgang Benz eine Tagung über das Verhältnis von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, die schon im Vorfeld heftigster Kritik ausgesetzt war. Eine Gruppe von Autoren, unter ihnen Matthias Küntzel, Henryk M. Broder, Clemens Heni sowie der Berliner Korrespondent der Jerusalem Post, Benjamin Weinthal, vertraten in einer publizistischen Kampagne die Auffassung, dass die geplante Tagung Antisemitismus und Islamophobie nicht nur miteinander vergleiche, sondern dadurch auch gleichsetze. Damit wurde - ohne nähere Begründung - der Veranstalter selbst zumindest in die Nähe des Antisemitismus gerückt.


Im folgenden Teil des Artikels zerpflückt Brumlik Punkt für Punkt die Argumente derer, die Islamophobie verharmlosen, trivialisieren oder rechtfertigen möchten, und gelangt zu dem Fazit:

Das differenzierte Bild lässt keinen anderen Schluss zu, als dass die Autorengruppe sich ebenso fundamentalistisch verhält wie die radikalen Islamisten: Sie nehmen ohne weitere historische oder soziologische Kontextualisierungen die von Muslimen für heilig gehaltenen Schriften als wörtliche, auch noch heute ungebrochen gültige Handlungsanweisungen. Dieses Verfahren haben übrigens nicht wenige Antisemiten immer wieder mit Genuss auf heute kaum noch verständliche, blutrünstige Passagen der Hebräischen Bibel angewendet.


Brumlik räumt ein, dass sich durchaus die Frage stelle, welchen Einfluss die Ideologie des radikalen Islamismus auf einen Teil der muslimischen Immigranten habe.

Diese Frage zu stellen ist weder islamophob noch rassistisch, sie mit einem undifferenzierten, bejahenden Generalverdacht zu beantworten sehr wohl.


Und damit ist eigentlich alles Notwendige zu diesem Thema gesagt.