"… ist für uns die Moslembrut"
Gudrun Harrer beschäftigt sich im Wiener Standard mit der neuen Fremdenfeindlichkeit in Europa. Ein Auszug:
Aber warum hat Stephan J. Kramer, der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, so frühzeitig verstanden, worum es geht? Antisemitismus- und Islamophobieforscher ziehen seit langem Parallelen und sehen einstmals antisemitische Klischees heute auf Muslime angewendet - was von islamfeindlichen Kreisen, die den Islam mit einem "antifaschistischen" Anspruch als Ganzes verdammen (was etwas anderes ist, als gewisse Phänomene zu kritisieren), wütend zurückgewiesen wird. (…)
Selbstverständlich sind allzu einfache Vergleiche nicht hilfreich - im Gegensatz zum Antisemitismus ist Islamophobie explizit an die Religion gebunden. Ex-Muslimen wird ihr "Geburtsfehler" verziehen. Aber es bleibt die Unfähigkeit zur historischen Abstraktion. Es scheint, als ob die Lernleistung vieler Deutscher und Österreicher (und anderer) damit erschöpft ist, dass sie heute nicht mehr auf Juden losgehen dürfen.
Mehr scheint einfach nicht drin zu sein, mehr wurde nach 1945 nicht angelegt in den Köpfen. Während es sie vor Abscheu vor dem muslimischen Kopftuch schüttelt, sind sie zutiefst davon überzeugt, dass sie der osteuropäischen jüdischen Emigration vor hundert Jahren positiv gegenüber gestanden wären. Sie haben gelernt, dass nicht im Talmud steht, dass Juden Nichtjuden betrügen dürfen. Aber sie fabulieren heute über die religiöse Lizenz zum Lügen bei den Muslimen. Ohne auch nur irgendetwas zu bemerken.
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