Thilo Sarrazin: "Unwertes Leben" im Vorfeld vermeiden
Eine hervorragende Analyse der Sarrazin-Rhetorik liefert heute der Spiegelfechter. Ein Auszug:
Für Thilo Sarrazin ist nur Leben erwünscht, das der Gesellschaft einen ökonomischen Mehrwert erwirtschaftet. Türken und Araber gehören für Sarrazin nicht dazu – deutschstämmige Angehörige der Unterschicht allerdings auch nicht. Daher ist es auch Sarrazins Wunsch, die Vermehrung solch ungewollten Lebens durch eine Umstellung des Sozialsystems zu verhindern – wenn er vorschlägt, man müsse das System so ändern, dass man durch „Kinderreichtum“ nicht mehr seinen Lebensstandard verbessern können solle, so heißt dies im Umkehrschluss, dass Eltern, die an der Armutsgrenze lavieren, durch ihren Nachwuchs endgültig in die Armut abfallen sollen. Der Gedanke hinter diesen Äußerungen ist die Geburtenkontrolle im Vorfeld. Es sind jedoch nicht nur Kinder der Unterschicht, die die Gesellschaft potentiell mehr kosten, als sie einbringen. Auch Behinderte gehören in diese Kategorie. Wenn man Sarrazins Gedanken konsequent zu Ende denkt, so landet man bei der Eugenik, deren Vordenker Rassenhygiene durch die Vernichtung und Vermeidung „unwerten Lebens“ erreichen wollten. Vernichten will Sarrazin „unwertes Leben“ nicht – er will die Geburt solch „unwerten Lebens“ lieber bereits im Vorfeld vermeiden.
(...) Sarrazins Denkanstöße gehen wie immer in die falsche Richtung. Es ist sicher richtig, dass die Finanzlage des Berliner Senats katastrophal ist. Grund dafür sind jedoch nicht türkischstämmige Migranten, die am Fließband kleine Kopftuchträgerinnen in die Welt setzen, sondern ein soziales Milieu, das die Gesellschaft alleine im letzten Jahr mehr gekostet hat, als alle Migranten in der Geschichte der Bundesrepublik zusammen – die Banker. Sarrazin täte daher besser daran, sich an die eigene Nase zu fassen. So viel Steuergelder, wie alle „kleinen Kopftuchträgerinnen“ den Staat in ihrem ganzen Leben kosten, verbrennt ein durchschnittlicher Banker in einer besseren Frühstückspause.
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