"Angst vor der Tagesordnung"
Es hat eine bewegende Trauerfeier gegeben, es gibt jetzt einen runden Tisch. Aiman Mazyek genügt das nicht. Für ihn muss nun über Islamfeindschaft geredet werden. Er hat einen zornigen Text geschrieben: "Islamistin, Terroristin, Schlampe - Alex W. hat ausgesprochen, was nicht Wenige in unserem Land denken, aber (noch) nicht wagen laut zu sagen." Dann zählt er die Pöbeleien gegen Frauen mit Kopftuch auf, die Hasstiraden gegen Muslime im Internet und in Leserbriefen. "Hierzulande gilt für die muslimischen Frauen: nicht auffallen, mit Tunnelblick durch die Straßen gehen, nicht anecken und wenn möglich alles mit dem Auto erledigen." Aiman Mazyek ist ein freundlicher Mensch, Gegner der Fundis in den eigenen Reihen. Doch nun klingt er bitter. Geschieht ein Ehrenmord, sitzt der Islam insgesamt auf der Anklagebank, sagt er. Wird eine Muslima mit Kopftuch ermordet, gebe es bestenfalls pflichtschuldige Betroffenheit.
(…) Im Internet lebt Marwa el-Sherbini weiter. Wird missbraucht für Verschwörungstheorien - natürlich kann da der Polizist nur aus Rassismus dem Mann ins Bein geschossen haben. Und als Zielscheibe des Islam-Hasses, zum Beispiel auf der Seite Politically Incorrect, wo ein Besucher klagt: "Der Osten ist schon lange nicht mehr muselfrei." Mazyek hat seinen Text im Berliner Tagespiegel veröffentlicht, daraufhin schwappte die Welle der Beschimpfung über ihn. Es soll Zeiten gegeben haben, da war der Tod eines Menschen Grund zum Innehalten.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über die Folgen der vergifteten Situation in unserem Land, einschließlich Henryk Broders größtem Fanblog.
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