Montag, Februar 01, 2010

"Über weite Strecken unschlagbar"

Markus Joch bespricht für literaturkritik.de heute Kay Sokolowskys brisantes Sachbuch "Feindbild Moslem". Ein Auszug als Appetitanreger:

Zur Normalitätsallergie der Medien, die von Fundamentalisten und Ehrenmördern viel lieber berichten „als von einem türkischen Bäcker, der seine Tochter aufs Gymnasium schickt und sich abends einen Raki genehmigt“, kommt die unrühmliche Rolle weiland linksliberaler Stimmen. Zum Beispiel des „Spiegel“, der in der Verfallsära Aust mit einer Serie tendenziöser bis hanebüchener Titelstories („Mekka Deutschland“) Stimmung und Kasse machte. Von Henryk M. Broder und leider auch Ralph Giordano, die sich in Sachen angeblicher Islamisierung der Bundesrepublik zu so diskussions- wie recherchescheuen Poltergeistern entwickelt haben. Es sind vor allem diese drei Größen, denen Sokolowsky etliche Übertreibungen, Verzeichnungen im sensiblen Detail, auch glatte Falschangaben nachweist – oft so polemisch wie die Attackierten, doch in einer Präzision, von der sie zu lernen hätten. (…) Die Rhetorik der Ex-Liberalen überschneidet sich mit der des rechtsextremen Internet-Forums „Politically Incorrect“ mittlerweile beträchtlich. Immer wenn Sokolowsky diese Überlappungen herausstellt, ist er einem Halbbruder im Geiste einen Schritt voraus. Auch Jörg Lau von der „Zeit“ pflegt sich, besonnen und honorig, der Muslimhatz entgegenzustemmen, doch könnte er, deutlicher als bislang, Ross und Reiter nennen.


Zusammenfassend gelangt Joch zu dem Fazit:

„Feindbild Moslem“, in „Konkret“ (10/2009) kontrovers aber sachlich diskutiert, vom „Spiegel“ beredt beschwiegen, ist der Test für die Gesprächsfähigkeit deutscher Linker und Liberaler, stilistisch über weite Strecken unschlagbar, die Quersumme aus Karl Kraus und Theodor W. Adorno auf der Höhe unserer Jahre.


Hier findet man die vollständige Rezension.