Launiger Wochenrückblick
Na das war eine Woche, letzte Woche! Die vor kurzem gegründete geschlechterdemokratische Initiative AGENS, in deren Vorstand ich bin, hat eigentlich immer noch nichts Großes geleistet, außer zu existieren, und schon ist sie und andere Einzelteile der Männerrechtsbewegung nicht nur Thema in obskuren Politsekten, sondern auch in der "Zeit", dem "Freitag" und sogar bei detektor.fm.
Besonders kreativ ist der Artikel im "Freitag" geraten. Dessen Autorin "Magda" halluziniert nicht nur die gemütlich-bürgerliche Online-Zeitung "Freie Welt" zum "Forum militanter Männerrechtler", sondern phantasiert auch, dass ich die Wochenzeitung "Junge Freiheit" regelmäßig mit Beiträgen bedienen täte. Würde ich zwar gerne, vor allem zu den Themen Islam, Migration und sexuelle Minderheiten, aber ich fürchte, die "Junge Freiheit" täte sich schwer damit, auf meine politische Linie zu finden. Und nach solchen Beiträgen wie dem im "Freitag" wundern sich die Leute noch, dass ich politisch eher links stehe! Aber schließlich sind es doch vor allem Linke, die den freien Zugang zu Rauschmitteln fordern, durch deren Genuss man so eine ulkige, ganz individuelle Perspektive auf die Wirklichkeit gewinnt wie "Magda".
"Magda" schreibt übrigens des weiteren, auf der von ihr geschilderten Veranstaltung sei auch der ehemalige BDI-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel gewesen (den sie streng der Gesamttendenz ihres Artikels folgend "Heinz Olaf Henkel" nennt). Aber so bekifft wie ihr Beitrag nun mal ist, handelte es sich vermutlich um einen verirrten Rentner, der Hans-Olaf Henkel entfernt ähnlich sah. Wenn der gewusst hätte, dass er schon bald in einem Artikel im "Freitag" landen würde!
Jedenfalls hatten wir von AGENS uns in den letzten Wochen überlegt, was wir eigentlich als erste politische Aktion in Angriff nehmen wollen. Inzwischen fragen sich die ersten von uns, ob wir überhaupt umständlich irgendwelche Aktionen starten müssen, wo doch offenbar unsere bloße Existenz allein ausreicht, um etliche deutsche Genderkader bis aufs Blut zu provozieren und mehrere brave Journalistinnen sich die Finger wund tippen zu lassen. Vermutlich heißt es doch schon in ein paar Wochen: Iiik, AGENS gibt es ja immer noch – kann nicht mal jemand noch eine "Expertise" dagegen erdichten? Frag doch mal einer, ob der Gesterkamp seine 30 Silberlinge schon ausgegeben hat! Und danach bitten wir die "Zeit", eine Zusammenfassung des entstandenen Textes zu schreiben. Kritisch gegenrecherchiert wird heutzutage ja sowieso nicht mehr.
Mich hingegen haben die Debatten der letzten Woche ein wenig an Max Goldts Aufsatz "Im Visier von Pakistan und Texas" erinnert, in dem es um typisch deutsche Politdebatten geht. Aus Urheberrechtsgründen kann ich leider nur zwei komplett aus dem Zusammenhang gerissene Passagen zitieren. Die erste:
Eine Person des öffentlichen Lebens, meist ein Politiker, nennen wir ihn Politiker A, sagt irgendwas, vielleicht nur bei einer Hinterzimmerversammlung eines Ortsvereins, aber es gerät an die Öffentlichkeit. Darauf meldet sich Politiker B zu Wort. Er sagt, was A gesagt habe, sei unerträglich und A daher als Person ebenfalls untragbar. Am nächsten Tag legt Politiker C nach und sagt, was A gesagt habe, sei ein beispielloser Zynismus gewesen, die einzige mögliche Konsequenz sei ein Rücktritt. Nun springt Politiker D seinem Kollegen A zur Seite und sagt, B und C würden ein sensibles Thema zu Wahlkampfzwecken mißbrauchen. Worauf sich der Bundespräsident einmischt und sagt, die Diskussion habe einen Verlauf genommen, mit dem niemand glücklich sein könne, der ein Interesse an einer sachlichen Auseinandersetzung habe. Politiker D meint darauf, der Bundespräsident solle sich mit solchen Bewertungen lieber zurückhalten. Sonst beschädige er sein Amt. Die Bundeskanzlerin weist nun Politiker D darauf hin, daß es kein guter Stil sei, den Bundespräsidenten zu maßregeln. So geht das eine gute Weile hin und her, und Zeitungen sämtlicher Güte drucken den sinnlosen Staatsklatsch wie einen Fortsetzungsroman.
(Zugegeben, leider hat sich der Bundespräsident zu AGENS noch nicht geäußert, aber das kommt bestimmt auch noch.)
Die zweite Passage, die ich als Teaser zitierenswert finde:
Gequält von den beispiellos öden Reden, die sich Vertreter des öffentlichen Lebens bei Anlässen wie diesem anhören müssen, hätte ich vielleicht einem ntv-Reporter das ins Mikrophon gebellt, was ich bei meinem Salznußabend sagte. Am nächsten Tag wäre ein unvorteilhaftes Foto von mir auf der «Bild-Zeitung» erschienen, direkt neben einem Konterfei von Adolf Hitler. Im Fernsehen wären Parlamentarier zu sehen gewesen, die sagten, meine Äußerungen seien ein Faustschlag ins Gesicht von Millionen von NS-Opfern und ihrer Angehörigen. Ich solle mich sofort entschuldigen – bei Herrn von Gerkan, bei Charlotte Knobloch und am besten gleich noch bei sämtlichen Leuten, die im Adressbuch von Charlotte Knobloch stehen.
Da schreibe ich ganze Bücher zu diesem Thema, und Max Goldt bringt es in wenigen Sätzen auf den Punkt - famos.
Vermutlich fehlt Ihnen zum Verständnis der zitierten Passage der Zusammenhang – den finden Sie hier (kräftig nach unten scrollen, wiewohl der Text darüber auch brillant ist) sowie in dem dort beworbenen, tatsächlich höchst unterhaltsamen Büchlein. Das wiederum hat mir letzte Woche eine liebe Freundin geschenkt, die sich von meinem "fast misogynen Rollenbild" seit inzwischen über zehn Jahren komplett unbeeindruckt zeigt. Eine Karriere als Journalistinnen-Attrappe auf den Online-Seiten von "Freitag" und "Zeit" kann sie sich mit dieser Einstellung natürlich in die Haare schmieren.
Labels: Satire
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