Wegen Hatz auf Muslime - Kioskbesitzer boykottieren BILD
Zwei Hamburger Kioskbesitzer haben die Faxen dicke mit der immer heftigeren Hetze gegen Ausländer in der BILD. Sie haben deshalb beschlossen, dieses Blatt nicht mehr zu verkaufen. Die taz berichtet über den Hintergrund dieser Aktion und die Reaktionen darauf.
Ich bin allerdings sehr skeptisch, ob man mit dieser Aktion etwas erreicht, selbst wenn sich ihr etliche Kioskbesitzer anschließen würden. Allein als ich mir die heute erschienenen Zeitschriften angeschaut habe: Der aktuelle SPIEGEL haut in mehreren Artikeln die Muslime in die Pfanne. Im aktuellen FOCUS findet man einen Artikel "Illusion Multikulti", einen Artikel von Alice Schwarzer gegen Kopftücher, einen Artikel zum Thema Zwangsehe, einen Artikel zur Verteidigung von Sarrazin ... Und zwischen den Regalen entdeckt man immer wieder einen tränenüberströmten Rechtsradikalen, außer sich vor Fassungslosigkeit darüber, dass man bei den gleichgeschalteten Medien heutzutage ja nirgendwo "die Wahrheit" über die minderwertigen und bösartigen Muslime lesen könne. Irre! Tatsächlich haben wir in den Medien schon längst dieselbe Stimmung wie 1993: Damals nahm nahm man das Asylrecht zum Vorwand, um gegen Ausländer zu hetzen. Dann sahen sich einige Neonazis als Vollstrecker des medial verkündeten Volkswillens, es brannten ein paar Häuser und ein paar Kinder – und dieselbe Pressemeute, die zuvor vereint zur Hatz geblasen hatte, weinte ebenso vereint bittere Krokodilstränen. (Gut, der FOCUS geriet durch die Ermordeten erst richtig in Fahrt und ließ sich als "mutigen Tabubrecher" feiern – es waren schließlich nicht die Häuser der Journalisten, die angezündet wurden.) Aber am lautesten plärrten auch damals die Rechtsextremen über die böse, gleichgeschaltete Presse, die sich bloß wegen ein paar verreckter Blagen, die ohnehin zum genetischen Abfall gehörten, schon wieder in viel zu starker Zurückhaltung übte.
Und genau da bewegen wir uns gerade auch wieder hin. Daran können ein paar Kioskbesitzer, die noch ein Gewissen haben, auch nichts ändern.
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