Tagesanzeiger: "Themen des Antifeminismus-Kongresses hätten mehr Aufmerksamkeit verdient"
Es gibt, das steht seit Samstag fest, nicht nur Globalisierungsverlierer. Es gibt auch Emanzipationsverlierer. Männer, die so richtig unter die Räder kommen. Vor allem bei Scheidungen. Die Geschichten, die sie erzählen, sind bisweilen himmeltraurig. Wie die vom Mann in den Geox-Schuhen, der ungefragt loslegt. Dass man ihm nach dem Tod seiner Frau fünf Jahre lang das Kind weggenommen habe. Weil man, wie ihm einst ein Beamter erklärt habe, automatisch von der «Unfähigkeitsvermutung» des Mannes in Sachen Kinderbetreuung ausgehe.
Wie er habe kämpfen müssen, sich extra eine Stelle gesucht habe, wo er Teilzeit arbeiten könne, wie er sich, als das Kind endlich zurück war, alle sechs Monate Besuche von der Vormundschaftsbehörde habe gefallen lassen müssen, an denen er gefragt worden sei, wann und was das Kind zu Abend esse. «Wäre das», fragt er rhetorisch, «einer Frau passiert?» Deshalb ist er zur Tagung angereist. Weil er sich, obschon er den Namen «Anti-Feminismus» äusserst unglücklich gewählt findet, endlich Gehör verschaffen will. Denn er sei kein Einzelfall.
Bettina Weber berichtet in einem fairen und dem Thema angemessenen Artikel für den Schweizer Tagesanzeiger über den Antifeminismuskongress in Zürich – eine Aufgabe, an der so einige andere Journalisten grandios scheiterten.
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