"Goethe war Araber"
Goethes „West-östlicher Divan“ ist antisarrazinisch, weil dies kein Buch der Spaltung ist, sondern ein Großwerk des Dialogs. Im Einfühlungsvermögen in die islamische Kultur ist Goethe ein Gigant.
In der inzwischen bestimmt auch schon irgendwo als linksgrüngutmenschlich verdammten Frankfurter Allgemeinen glänzt heute der Schriftsteller Thomas Lehr mit einem Artikel, der schon rein sprachlich ein Genuss ist. Eine Kostprobe:
Allen Ernstes: Man kann, wenn man Sarrazins „Bilanz“ (Thilo Sarrazin: Ich hätte eine Staatskrise auslösen können) liest, nicht mehr ernst bleiben. Mir ist angesichts dieses peinlichen Auflagenstolzes, den schamlos vorgetragenen Proselyten-Anekdoten, dem realsozialistischen Gerede von „99 Prozent“ positiver Reaktionen und den mathematisch erstaunlichen „endlosen Zahlen“ von Autogrammen nach einer Portion Heiner-Müller-Zynismus zumute, der auch schon einmal die Islamisierung kommen sah und sich darauf freute, endlich einen Burnus zu tragen, vier Ehefrauen zu haben und den ganzen Tag Wasserpfeife zu rauchen. Kamele (Sarrazins Gegner) haben wir ja schon ausreichend und Sand, den es in die Augen zu streuen gilt, türmt sich vorm Bundespräsidialamt genügend auf, wo wahrscheinlich in den Kellern schon Unmengen grauer Kopftücher genäht werden. Nur der Sarrazin-Gessler-Hut stört mich noch in der aufblühenden Wüste, die alberne Idee nämlich, dass ein jeder, der sich mit Migration oder dem modernen Islam beschäftigt, das Gebräu aus Statistik, Ressentiments und Paranoia aus dem Hause Sarrazin gelesen haben sollte – der Koran ist ungleich poetischer, großartiger und interessanter und seine Polemik hat dagegen wahre Raffinesse.
Wegen Inhalt und Stil erhält der vollständige Artikel von mir eine klare Leseempfehlung – nicht nur für Germanisten.
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