Dienstag, Januar 25, 2011

Warum Obdachlosigkeit Frauen stärker als Männer trifft

Geschätzte 90 Prozent aller Obdachlosen sind männlich. Warum das so ist, wird weder erforscht, noch politisch zum Thema gemacht. (Wenn in den Firmenvorständen weit überwiegend Männer sitzen, ist das in unseren Medien hingegen ein Dauerbrenner und unhinterfragt ein Zeichen für Diskriminierung.) Schon in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?", mittlerweile auch schon über zehn Jahre her, hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich hierzulande das einzige geschlechterspezifische Hilfsprogramm für Obdachlose selbstverständlich um die Frauen unter ihnen dreht. Jetzt berichtet CNN über das Hilfsprogramm "Woman of Means", das sich in den USA ebenfalls allein um die Frauen unter den Obdachlosen kümmert.

Die CNN-Journalistin Danielle Berger fragt die Gründerin dieses Programms, was der Grund für diesen Sexismus ist. (Berger nennt es natürlich nicht Sexismus, Sexismus benachteiligt Frauen.) Sie erhält folgende Antwort:

There are so many things that women have to deal with more so than men do - reproductive years, and then mammograms, then menopause. A lot of women's health is preventive care, and if women lose out on those screening tests, their lives are in danger.

In the world of homelessness, there are lots of emotional issues, psychiatric issues, women who have been beaten up so many times they can't connect the dots. They don't have an address. They don't have a phone. They're all sitting in a shelter together, but they're not necessarily friends. There's not a common bond of, "We're all in this together." Everybody is struggling. Everybody's isolated. Everybody's miserable.


Noch einmal auf deutsch – folgende Probleme belasten obdachlose Frauen im Gegensatz zu obdachlosen Männern stark:

- Ihre Gesundheit wird zu einem großen Teil durch Vorsorgeuntersuchungen geschützt, und wenn man diese verpasst, könnte das lebensbedrohlich sein.
- Obdachlose Frauen haben oft emotionale und seelische Probleme.
- Obdachlose Frauen sind vom Leben ganz schön fertig gemacht worden.
- Obdachlose Frauen haben keine Adresse.
- Obdachlose Frauen haben kein Telefon.
- Obdachlose Frauen sitzen oft in derselben Notunterkunft, ohne miteinander befreundet oder durch das Gefühl verbunden zu sein "Wir stecken alle zusammen in diesem Schlamassel."
- Obdachlosen Frauen geht es ganz schön mies.

Junge, wenn ich diesen Schwachsinn lese, ist mir der unverblümte Sexismus in Meredith Haafs berühmtem Slogan "Heul doch und kauf dir 'nen Dauerlutscher oder was soll man sonst zu den armen Mann-Opfern sagen" fast schon lieber. Die Einstellung dahinter ist jedenfalls dieselbe: Wir kümmern uns um das wertvollere Geschlecht, basta. Die haarigen Nutztiere sollen mal schön selber sehen, wie sie zurechtkommen.