Dienstag, April 05, 2011

Neonazis: "Frauen so gefährlich wie Männer"

Und wieder einmal überschneiden sich die zwei Hauptthemen dieses Blogs. Das Deutschlandradio hat Andrea Röpke im Interview. Ein Auszug, der dem Leser schnell klarmacht, dass beim Umgang mit Neonazis derselbe Sexismus herrscht wie auf zahlreichen anderen Feldern:

Röpke: (...) Frauen sind ja eigentlich eher bekannt für ihre Galeriefunktion, dass sie brüllen, anpeitschen, sticheln, dass sie Männer aufhetzen und dann dabeistehen, aber mittlerweile ist es so, dass sie wirklich bei Brandanschlägen, bei Anschlägen, auch bei direkten Gewalttaten immer häufiger beteiligt sind. Man geht da schätzungsweise jetzt von einem Anteil von zehn Prozent aus.

Pokatzky: Und die Gerichte, wenn sie denn vor Gericht stehen, verurteilen sie die dann ähnlich streng wie Männer?

Röpke: Nein, überhaupt nicht, leider nicht. Das ist auch eine Intention unseres Buches, dass wir darauf hinweisen wollen, Frauen sind nicht weniger fanatisch als die Männer. Frauen sind in dieser Politik, in dieser menschenverachtenden Politik der NPD und der Kameradschaften genauso wahrzunehmen, genauso gefährlich einzustufen wie die Männer, und das passiert aber in der Öffentlichkeit und auch vor den Gerichten leider überhaupt nicht.


Andrea Röpke weist in ihrem Interview auch darauf hin, dass die Neonazis dieselben Dinge ablehnen wie wohl die meisten Männerrechtler: Feminismus, Gender Mainstreaming und Frauenquoten. Allerdings lehnen die Rechtsextremen auch Gleichberechtigung ab, wohingegen den allermeisten Männerrechtlern (vereinzelte Sektierer ausgenommen) die Gleichberechtigung nicht weit genug geht - etwa wenn weibliche und männliche Neonazis vor Gericht unterschiedlich behandelt werden. Auch was den weltanschaulichen Hintergrund angeht, sind die beiden Bewegungen natürlich nicht miteinander zu vergleichen. Trotzdem erscheint mir, wenn ich so etwas lese, einmal mehr eine deutliche Abgrenzung (bzw. eine klare Frontstellung) gegenüber diesen Radikalen sinnvoll. In den letzten Jahren musste ich wiederholt die Erfahrung machen, dass sogar Selbstverständlichkeiten ab und zu noch einmal explizit gesagt werden müssen.

Zum selben Thema siehe auch den älteren Beitrag Braune Schwestern des Deuschlandradios.