Freitag, Mai 20, 2011

Gottseidank! Schüsse auf Urs Bleiker waren nicht persönlich gemeint

Seit einigen Tagen schon stehe ich mit meinem Schweizer Kameraden Urs Bleiker in Kontakt, um zu erfahren, was die polizeilichen Ermittlungen nach den Schüssen auf ihn ergeben haben. Wie mir Urs Bleiker gestern Abend mitteilte, scheint er zufällig ausgewähltes Opfer eines Mehrfachtäters geworden zu sein: Drei Tage später schlug offenbar derselbe Paintball-Schütze wieder zu; nur gelang es dem Beschossenen diesmal, das Kennzeichen des flüchtenden Wagens zu erkennen. Damit dürfte die Festnahme des Täters bevorstehen oder sogar schon stattgefunden haben.

Es ist ein bizarrer Zufall, dass ein durchgeknallter Kindskopf gerade zu jenem Zeitpunkt den Vorsitzenden der Schweizer Interessensgemeinschaft Antifeminismus (IGAF) unter Beschuss nahm, als die von ihm geleitete Organisation kurz vor dem Zweiten Internationalen Antifeministentreffen kontinuierlich mit Morddrohungen eingedeckt wird. Eine davon – "Deine Tage sind gezählt!" – zeigte exemplarisch der Sender Tele Züri. Vor dem Ersten Internationalen Antifeministentreffen Ende letzten Jahres waren Gewaltdrohungen auch öffentlich geäußert worden.

Dabei sind solche Akte des Terrorismus seitens Angehörigen der Frauenbewegung gegen ihre Kritiker nichts Neues. In meinen bisherigen Veröffentlichungen habe ich eine ganze Reihe solcher Fälle geschildert. Entsprechende Drohungen richteten sich beispielsweise gegen feminismuskritische Publizisten wie Karin Jäckel ebenso wie gegen Gewaltforscher wie Susanne Steinmetz (sie gehörte zu denen, die herausfanden und publik machten, dass häusliche Gewalt zu gleichen Teilen von Frauen ausgeht). Auch Katharina Rutschky, die Ende der neunziger Jahre den oft hysterischen Umgang mit dem Thema "sexueller Missbrauch" beklagte, wurde von solchen Drohungen nicht verschont. Oft genug blieb es nicht bei bloßen Worten. So wurde die Autorin Esther Vilar von Feministinnen zusammengeschlagen, bekam ebenfalls "unentwegt" Morddrohungen und musste schließlich aus Deutschland flüchten. Die Terrorgruppe Die rote Zora unterstrich ihre Forderungen mit Brand- und Sprengstoffanschlägen, und auf das Haus von Erin Pizzey, die Begründerin der modernen Frauenhausbewegung, wurde geschossen, nachdem diese über ihre Beobachtungen sprach, denen zufolge die Frauenhäuser zu Brutstätten ideologisierten Männerhasses verkommen waren.

Spricht man Feministinnen auf derlei Verbrechen an, werden sich die einen davon distanzieren, während andere versuchen, sie zu verharmlosen. Letzeres geschieht auch aktuell in der linksextremen feministischen Bloggerszene. Es gab vom Mainstream-Feminismus aber bislang so gut wie keine Versuche, diese Untaten zu verhindern. Eine singuläre Ausnahme stellte im Jahr 1997 lediglich der Artikel "Feministischer Terror" dar, den Juliane Jacobi nach den Drohbriefen an Katharina Rutschky in der Zeitschrift "Feministische Studien" veröffentlicht hatte. Darin heißt es: "Einige besonders aufschlussreiche Äußerungen aus den Briefen verdeutlichen unmissverständlich, dass es sich bei diesem Protest um eine Form feministischer Erleuchtung handelt. Vom wissenschaftlichen Feminismus sind sie bisher eigentlich nicht für kommentierungswert gehalten worden.... Wir haben es hier mit einer auch aus anderen politischen Bewegungen bekannten Mischung zu tun, die sich zusammensetzt aus Erleuchtung über den richtigen Weg, Betroffenheit und der tiefen Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen und deshalb legitimerweise über das zu entscheiden, was überhaupt öffentlich gesagt werden darf. ... Bemerkenswert ist der in dieser Auffassung zutage tretende Gesinnungsterror von Vertreterinnen der verfassten Studentenschaft, für die Denk- und Redeverbote offenbar das geeignete Mittel zur Durchsetzung politischer Überzeugungen sind. Weder hat sich bis zu diesen Repräsentantinnen der Studierenden herumgesprochen, dass der Feminismus durch keine reine Lehre und auch nicht durch alleinseligmachende Glaubenssätze verbürgt ist, noch scheinen die jungen Frauen ihren Kommilitoninnen zuzutrauen, sich individuell in Diskussionen eine eigene Meinung bilden zu können. Ich frage mich natürlich auch: Wie begegnet der akademische Feminismus den Vorstellungen solcher 'Schwestern'? Dass der Satz 'Pornographie ist die Theorie, Vergewaltigung ist die Praxis' kompletter Unsinn ist, muss erklärt werden. Junge Menschen studieren, um dies erklärt zu bekommen, und feministische Wissenschaftlerinnen lehren, um dies zu erklären. Ein entscheidendes Mittel zu verstehen, welcher Unsinn sich hinter Parolen verbergen kann, sind kontroverse Diskussionen."

In diesem Zusammenhang ist es in höchstem Maße bemerkenswert, dass im Jahr 2011 das Lager um Thomas Gesterkamp ("Bundesforum Männer") noch hinter einen feministischen Artikel von 1997 zurückfällt. Aus diesem Umfeld wird ein Gesprächsverbot mit Gruppen wie MANNdat und AGENS mit dem Schlagwort, diese seien "antifeministisch", begründet, als ob es sich hierbei ernsthaft um ein Ausschlusskriterium handeln könne. Inzwischen erklären also manche Männer den Feminismus mehr noch zur "reinen Lehre", als es manche Feministinnen selbst getan haben. Dass sich Männerrechtler nicht einer Ideologie unterwerfen möchten, die durch ein hochproblematisches Verhältnis zur Gewalt aufgefallen ist, wird allen Ernstes für den Versuch verwendet, diese Männerrechtler zu diskreditieren. Die IGAF ist hier deutlich reifer und aufgeklärter: Sie setzt an die Stelle der Androhung von Gewalt die kontroverse Diskussion als Mittel zur Wahrheitsfindung. Wenn das "Bundesforum Männer" irgendwann auch mal von denen ernst genommen werden möchte, die es zu vertreten vorgibt, täte es gut daran, sich an der IGAF zu orientieren, statt sie mit Polemik zu überschütten.

Siehe zu diesem Thema auch den aktuellen Artikel Antifeministen werben mit Monika Ebeling.