Freitag, November 25, 2005

25. November 2005

In einem aktuellen Beitrag informiert bildblog.de mal wieder über einen aktuellen Recherchefehler der „Bild“-Zeitung. Diesem Eintrag zufolge übernahmen die Springer-Journalisten fahrlässig Berichte “aus höchst zweifelhaften Quellen: Aus amerikanischen und deutschsprachigen Blogs, die sich darauf spezialisiert haben, alles zu sammeln, was den Islam als gefährliche, zu bekämpfende Religion erscheinen lässt“. Ehrlich, solche Blogs gibt es? Welche Leute wohl ihre Zeit damit verbringen, sowas zu schreiben? Und wie kommt es nur, dass die „Bild“ ausgerechnet auf solche Blogs zurückgreift?

24. November 2005

Schon ein paar Tage älter, aber erst seit kurzem im Netz, ist diese Rezension der – huch! – ”Jungen Freiheit” zu "Warum Hohmann geht und Friedman bleibt". Aber Achtung: Wer diesen Link anklickt, ist rechts!

Mittwoch, November 23, 2005

23. November 2005

In der Debatte um „Warum Hohmann geht und Friedman bleibt“ meldet sich nun T. I. Steinberg zu Wort. In seiner Rezension ”Hexenjad und Tätervolk” befindet er zwar zur Affäre um die Hohmann-Rede: „Der Autor Arne Hoffmann hat diesen und andere Fälle von falscher Beschuldigung sorgfältig nachgezeichnet: wer wen in welchem Organ als Antisemiten diffamiert hat; wie das Plattmachen im Rudel funktioniert; und daß die üblich gewordene Vermengung der Ablehnung israelischer Politik mit Haß auf Juden als Juden übel sei; übel sowohl für die jüdisch-israelische, wie für die deutsche Sache.“ Dennoch gelangt er insgesamt zu einem ablehnenden Urteil: „Nahezu geschlossen haben Parteipolitiker und Medien den leichten Weg gewählt und behauptet, Hohmann hätte die Juden als Tätervolk bezeichnet. Hätte doch einer, hätte er doch die jüdischen Israelis als das bezeichnet, was sie sind: als mehrheitliche Parteigänger einer mörderischen Regierungspolitik. Dann hätten deutsche Politiker und Medien - jetzt zum Beispiel - vor dem Problem gestanden, wie sie, selbst abermals Täter, die Schenkung von Atomträger-U-Booten an die israelische Tätermehrheit rechtfertigen. Arne Hoffmanns Buch über deutsche Hexenjagden im Namen des Kampfes gegen Antisemitismus umgeht ebenfalls Inhalt und Stoßrichtung der Hohmann-Rede. Das ist ein schwerer Mangel. Ähnlich wie sogenannte Diskursanalytiker weicht der Autor dem Kern seiner Aufgabe aus: zu klären, was der Fall ist; und das, was der Fall ist, dann mit dem zu vergleichen, was einer wie Hohmann darüber sagt. Arne Hoffmann hat eine große Chance vertan und dem Kampf gegen Hexenjagden einen Bärendienst erwiesen.“

Dienstag, November 22, 2005

22. November 2005

Heute habe ich meinen Namen unter die Dortmunder Erklärung setzen lassen. Darin geht es darum, dass eine kritische Berichterstattung über Israel auch in Zukunft nicht als „antisemitisch“ gelten soll.

In den USA erhält derweil Susan Nathans biographischer Bericht „The Other Side of Israel“ sehr positive Kritiken. Nathan, eine zionistisch aufgewachsene Jüdin, berichtet darin von ihrem Leben in einer arabischen Siedlung im nördlichen Israel. Geprägt durch ihre Erfahrungen dort zieht Nathan nicht nur Vergleiche zwischen den israelischen System und der Apartheid in Südafrika, sondern sogar zum Holocaust in Deutschland. Dem unbenommen verteidigt sie Israel als ihre Heimat. Dieses Buch ist jetzt auch in einer deutschen Fassung erschienen, wird aber noch kaum wahrgenommen.

Montag, November 21, 2005

21. November 2005

Sagt es mir ehrlich: Habe ich etwas an mir, was manche Leute provoziert?

Zumindest scheinen einige Leute definitiv nicht damit zurechtzukommen, wenn ich Meinungen vertrete/Themen behandle/mit Menschen spreche, die sie selbst ablehnen. Vor wenigen Tagen mailt mich etwa eine führende Persönlichkeit aus der christlichen Medienlandschaft an: Dieser Herr schien von meinem Hohmann-Friedman-Buch durchaus angetan, wollte sich aber vergewissern, ob ich meinen bisherigen Werken wie
„Onanieren für Profis“ abgesagt hätte, wie es das evangelische Medienmagazin “idea“ vor kurzem idiotischerweise in einer Rezension suggeriert hatte („Vielleicht ist ja aus einem Saulus ein Paulus geworden“.) Ich überlege kurz, ob ich ein Erweckungserlebnis vortäuschen soll, erkläre dem guten Mann dann aber stattdessen, dass ich sexuelle Aufklärung für genauso wichtig halte wie gesellschaftliche, woraufhin er sich bis heute nicht wieder gemeldet hat. Gut, vielleicht hat er ja in der Kirche wenigstens eine Kerze für mich angezündet. Umgekehrt gibt es Leute, die mit meinen Veröffentlichungen zu Erotik und Partnerschaft keine Probleme haben, die aber mein Hohmann-Friedman-Buch für viel zu „rechts“ halten – natürlich ohne es je gelesen zu haben, sowas kann man heute offenbar nicht mehr verlangen. Beide Fraktionen verschanzen sich in ihren Bunkern und wundern sich, dass ich lieber an der frischen Luft bleibe.

Genauso heftig scheiden sich gerade die Fronten bei meinem aktuellen Interview für den Muslimmarkt. In meinem Genderama-Blog äußerten sich dazu kürzlich sowohl ein starker Befürworter als auch ein entschiedener Kritiker, der auf aus der Antisemitismusdebatte sattsam bekannte Topoi zurückgriff und mich darüber hinaus sinngemäß fragte: „Bist du meschugge, ausgerechnet den Ayatollahs vom Muslimmarkt ein Interview zu geben?“, womit er unterstellte, dass ich mich auf diese Weise mit dem radikalen Islam verbrüdern würde. Wenig später erreicht mich von einem anderen Leser des Interviews die genau gegenteilige Anfrage: „Bist du meschugge, ausgerechnet in einem Interview mit diesen radikalen Brüdern die Islamkritik einer lesbischen, muslimischen Feministin zu empfehlen und auch selbst eine provokative Islamkritik zu befürworten? Hast du keine Angst, dass dir einer von denen mal eins auf die Mütze gibt?“ Wieder andere Leser finden das Interview einfach gut und verlinken es auf ihrer Website.

Soweit der Stand bis gestern abend. Ich habe gerade wie jeden Abend mein Palästinenserkopftuch aufgesetzt, höre BRAVO-Kuschelrock und surfe durch die electronic intifada, als ich von einem Komplizen aus der Friedensbewegung die Meldung erhalte, dass mich Michael Miersch „jetzt auch im Visier“ habe Gemeint ist ein Artikel, in dem ein Hauch von Kritik gegenüber meinem Interview mit den Muslimen mitschwebt (erkennbar an der Aufforderung, vor dem Lesen meiner Antworten besser ein Kotzkübelchen unterzustellen – ja, das ist der Stil, den man aus dieser Ecke kennt und schätzt.) Miersch gehört wie etwa auch Henryk M. Broder zur sogenannten „Achse des Guten“, wobei „gut“ meiner Wahrnehmung nach ganz im Sinn des Gut-Böse-Weltbildes von George Bush und Co. gemeint ist: Pro-Irakkrieg, Pro-Apartheidsystem in Israel und den Menschenrechtlern eins aufs Maul, dass es scheppert. Die Miersch-Kritik bleibt nun ihrerseits nicht ohne Widerspruch und wird unter der irreführenden Überschrift „Warum zeigt EF für militante Moslems Verständnis?“ im eifrei-Freiheitsforum überwiegend ablehnend diskutiert. Eine ausgezeichnete Antwort auf die Frage „Muss man denn ausgerechnet Muslimmarkt ein Interview geben?“ stammt von David Schah, dessen Beiträge ich auch sonst sehr schätze.

Das ist der Stand der Dinge bis jetzt. Wie man vielleicht an meinem Schreibstil merkt, habe ich etwas Schwierigkeiten, die starke Ideologisierung dieses Interviews und insbesondere der Frage, mit wem man gerade sprechen darf und mit wem nicht, besonders ernst zu nehmen. Könnte nicht irgendjemand netterweise eine verbindliche Liste mit Sprech- und Kontaktverboten erstellen, damit ich sie der Reihe nach abarbeiten kann? Sehr verbunden.

Was mich übrigens wundert, liebe Achse-des-Guten-Orwellianer: Ihr hattet doch bisher bei keinem Nahost-Menschenrechtler mit euren Pöbeleien Erfolg, nicht bei Shraga Elam, nicht bei Erhard Arendt , nicht bei Uri Avnery (Träger des alternativen Friedensnobelpreises und diverser anderer Menschenrechtspreise, nebenbei bemerkt), nicht bei Felicia Langer, auch bei keinem der vielen anderen auf eurer Liste. Und das obwohl eure bzw. um die Sippenhaft nicht zurückzugeben: insbesondere Herr Broders Argumente gegen all diese Leute – „gaga“, „durchgeknallt“, „bedingt zurechnungsfähig“, „jüdische Antisemiten“, „Knallchargen“, „hohle Nuss“ – doch so überzeugend waren! Trotzdem lassen diese Leute einfach nicht locker und weisen dreist immer noch auf staatliche Liquidierungen, Folter und etliche andere Menschenrechtsverletzungen in Israel hin. Glaubt ihr im Ernst, diese Leute halten irgendwann die Klappe, nur weil ihr so unverschämt daherpoltert und versucht, ein bisschen Druck auszuüben? Ich kann mich täuschen, aber irgendwie hab ich den Eindruck, es werden nur immer mehr Leute immer renitenter.

Wie dem auch sei: Aktuell hat der eifrei-Chefredakteur André Lichtschlag mit mir Kontakt aufgenommen, und wir werden in der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift dazu den einen oder anderen Beitrag veröffentlichen, der die Debatte hoffentlich voranbringt.

Es gibt auf diesen Blog-Eintrag keine Kommentarmöglichkeit, weil ich schon durch das Interview und die daraus entstandenen Reaktionen komplett aus meinem Zeitplan geflogen bin und ich hier deshalb weder Fragen beantworten, noch längere Diskussionen führen kann. Ihr wollt doch auch im nächsten Jahr noch Bücher von mir haben, über die ihr euch aufregen könnt. Wenn es euch wirklich auf den Nägeln brennt, mailt mir bitte Beschimpfungen, Unterstellungen, Solidaritätserklärungen oder Aufnahmeanträge für die NPD bzw. Milli Görüs an Cagliostro3@hotmail.com. Aber rechnet nicht unbedingt mit einer schnellen Antwort.

Freitag, November 18, 2005

18. November 2005

Was antwortet Arne Hoffmann, wenn ihn ein muslimischer Journalist fragt, ob er denn gar kein Schamgefühl besitze? Wie beurteilt er die Medienberichterstattung über den Islam, welche Empfehlungen gibt er hier Journalisten und Muslimen? Und warum bitte hält er Serien wie „Lost“, die „X-Men“ oder „O.C.“ für gelungene Minderheitenpolitik? Falls Sie diese Fragen schon lange gequält haben (Mensch, haben Sie keine anderen Probleme?), finden Sie die Antworten jetzt in meinem aktuellen Interview mit dem Muslim-Markt. Exklusive Erstinformationen über aktuelle und kommende Bücher von mir gibt´s als Dreingabe.

Montag, November 07, 2005

7. November 2005

Ich erhalte Post von Friedrich Wilhelm Siebeke, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Bundesparteigerichts, das auch über den Fall Martin Hohmann zu befinden hatte. Herr Siebeke würdigt meine Abhandlung ”Warum Hohmann geht und Friedman bleibt” als „in ihrer zwingenden Konsequenz im deutschen Schrifttum ohne Beispiel“ und wünscht sich eine zweite Auflage mit einem „den generellen Charakter (meiner) Dokumentation deutlich kenntlichmachenden Titel“. Das scheint mir ein gescheiter Vorschlag zu sein; schließlich geht meine Analyse weit über den Fall Hohmann (beziehungsweise den Fall Friedman) hinaus. Inzwischen erscheint als einer meiner Paratexte zum Buch in der Liberalen-Zeitschrift „eigentümlich frei“ mein Artikel ”Es darf mit diesem Mann kein Mitleid geben!” über direkte und indirekte Meinungsverbote.