Samstag, Januar 29, 2005

29. Januar 2005

Hab ich schon erwähnt, dass ich momentan etwas Leerlauf habe, aber selbst am Wochenende nicht die Beine baumeln lassen kann wie ein normaler Mensch? Also gibt´s jetzt in der SMikipedia einen ausführlichen Eintrag von mir zu meinem experimentellen Erotik-Roman „Fox“.

Freitag, Januar 28, 2005

28. Januar 2005

Manchmal ist das Leben als Buchautor auch nervig. Zum Beispiel wenn ihm ein Verleger alle paar Tage von Neuem mitteilt, dass er HEUTE aber wirklich und ganz sicher und bestimmt und fest versprochen die endgültigen Korrekturfahnen für ein Buch bekäme, um daran weiterzuarbeiten, diese Zusage aber nie eingehalten wird. Man kann sich keinem neuen Projekt zuwenden, weil man den Beteuerungen immer wieder Glauben schenkt, aber einfach nur herumsitzen und Däumchen drehen treibt einen natürlich auch die Wände hoch.

Tja, was macht man da als ungeduldiger Autor? Die Versuchung herumzugammeln ist für uns Freiberufler ja ohnehin immer groß. Gottseidank habe ich dazu zuviele Hummeln im Hintern. Also stattdessen: Pro-bono-Projekte (wie dieses Blog), Buchrezensionen für verschiedene Zeitschriften, vorbereitende Recherche für spätere Projekte, aller möglicher diverser Kleinkram. Finanziell ist das natürlich mal wieder eine kleine Katastrophe, aber das ist man in diesem Job ja gewohnt.

Dabei gilt es, nie die Freizeit zu vergessen, bevor man zu einem Anhängsel des Computers mutiert oder gar seine gute Laune verliert. Was für mich mit Bezug auf die letzte Woche bedeutet:
- Freitag und Samstag VHS-Kurs Umgang mit Aggression und Konlikttraining. Der Kurs hatte seine Schattenseiten, aber immerhin ist es interessant zu lernen, wie man Konflikte lösen kann und wie man sie eher verschärft.
- Mittwoch: Zurück in der Tanzschule, diesmal als „Gastherr“. Was auf deutsch bedeutet, dass man hilft, den ständigen Männermangel auszugleichen, dafür kostenlos teilnehmen, seine Fähigkeiten im Tanzen vertiefen und lauter nette Frauen kennenlernen kann. Zu empfehlen!
- Donnerstag: Mit einer süßen jungen Studentin auf einer „Kindergeburtstagsparty“ im Studierendenwohnheim. Sie mit extrem kurzem Röckchen, Haarspange und Sternchen als Lolita verkleidet, ich als Humbert Humbert. Ein SO schönes Paar! (Hui, das gibt bestimmt wieder böse Reaktionen von der Zickenfront wegen der „Verharmlosung von sexuellem Missbrauch“ …) Leider musste ich von der Party frühzeitig in den schnee- und eisbedeckten Taunus zurück.

Am nächsten Morgen erhalte ich per Mail die Umschlaggestaltung (Cover, Buchrücken, Backcover) meines demnächst erscheinenden Ratgebers „Onanieren für Profis“. Definitiv der knalligste Umschlag, den eines meiner Bücher je hatte, und das sagt einiges … Ich bin sehr zufrieden damit.

Wie ich übrigens jetzt gerade per Mail erfahren habe, wird meine unter dem Pseudonym Sabrina Schneider erschienene Satire „Ausbildung zur perfekten Domina - Ein Lehrbuch“ aktuell für 40 Euro bei Ebay vertickt. Argl! Und ich musste das Buch damals für einen Hungerlohn schreiben, um überhaupt als junger Autor überleben zu können. Ich komm mir schon vor wie ein Little van Gogh … ;-) Und wofür? Da steht nix drin, was in meinen anderen Büchern nicht auch drin stünde.

Menschen sind seltsam.

Montag, Januar 24, 2005

24. Januar 2005

Letzten Monat hatte ich in diesem Blog noch darüber gemotzt, dass David E. Kelleys ("Ally McBeal" etc.) neue Erfolgsserie "Boston Public" von deutschen Sendern nicht ausgestrahlt würde. Eben erfahre ich, dass ab dem 8. Februar VOX alle 81 Folgen, sogar die letzten beiden in den USA nicht mehr ausgestrahlten, jeden Wochentag um 17 Uhr zeigen wird.

Die erste Folge der Serie beginnt damit, dass eine Lehrerin mit einem mentalen Zusammenbruch ihre Klasse verlässt, nachdem sie an die Tafel "Gone to kill myself, hope you're happy" gepinselt hatte. Ein anderer Lehrer feuert mit einer Pistole über die Köpfe seiner Problemklasse, um danach den folgenden Monolog zu halten: "Well, of all the causes to take up, AIDS, cancer... hunger, poverty. I've always felt there was something special about people who commit themselves to guns. Anyone I suppose could contribute to a shelter or help the needy, but it takes a true American to dedicate himself to firearms. And you know what? We need people like you. Our country's getting a bad rep just because we kill each other. Well, that's manly... shooting people. United States, this is were men live. Australia, all their stupid bragging about how tough they are in the outback. They get about... 15 gun homicides a year. What the hell is that? We get ten thousand. The Japanese are even more pathetic. In 1999 for kids between 15 and 19 they didn't have one handgun murder, not one! We had over five thousand! Our teenagers are tough, but it can't happen unless we get the guns out there into their hands and for that we need committed, good people like all of you. Look at these idiots in Washington who think it's wrong for teenagers to have assault rifles. And the stupid Democrats think we should have ten day waiting periods. What happens if you need to kill somebody today? Next thing the government will try to crack down on incest and we won't be able to breed future NRA members. I mean, we are talking about the toothless illiterates that makes this country great. This is America. Get a gun!"

Meine beiden bisherigen Lieblinge: Fyvush Finkel (der Anwalt aus "Picket Fences") spielt mal wieder einen schrulligen Juden und löst eine kleine Schülerinnenrevolte aus, nachdem er eine Schülerin der Klasse verwies, weil sie keinen BH trug. Sehr witzig ist auch die Chefredakteurin der Schülerzeitung bzw., wir haben ja 2005, der Schülerwebsite, die EXTREM subversiv ist ... :-)

Definitiver Programmtipp! Wenn sich jetzt noch ein deutscher Sender den Staffeln 5 bis 8 von "The Practice" annehmen könnte ..?


Mittwoch, Januar 19, 2005

19. Januar 2005

Heute eine sehr nette Mail von einer ganz lieben ehemaligen Klassenkameradin bekommen, an die mich viele schöne Erinnerungen verbinden: von der gemeinsamen Klassenfahrt nach England über einen nächtlichen Einbruch in die Schule, um die Klassenwände rosa anzustreichen (wurde am nächsten Morgen mit dem Direx geklärt), bis zum gemeinsamen Besuch eines Ludwig-Hirsch-Konzerts. Jetzt hat sie von meinem journalistischen Engagement für die Männerbewegung erfahren, woraufhin sie mir schreibt:

"Typisch Arne, sich mit einem Gegenströmungs- und Tabuthema auseinanderzusetzen und es wirklich ernsthaft und fundiert zu tun. (…) Es kann Männern und Frauen nur gut tun, von dem einseitigen Betrachten der Geschlechterrollen wegzukommen und offener über Unterdrückung auf beiden Seiten zu reden, um die jeweils davon Betroffenen, ob Mann oder Frau, zu stärken und um das Thema überhaupt ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken."

Falls hier übrigens noch andere Ex-Klassenkameraden mitlesen sollten: Ich weiß, es wäre höchste Zeit für ein 30-G-Klassenblatt, eventuell als Online-Ausgabe, aber ich schaffe es momentan wirklich nicht.

Dienstag, Januar 18, 2005

18. Januar 2005

Im Web endlich mal wieder eine originelle erotische Geschichte entdeckt, voller sexueller Spannung, Leidenschaft und tiefen Gefühlen.

Montag, Januar 17, 2005

17. Januar 2005

Als ich noch ein Kind war, dachte ich mir immer, Schriftsteller wäre ein cooler Job, weil man dabei geruhsam leben und mit seiner Phantasie die tollsten Abenteuer entfalten kann. Ich hätte nicht gedacht, dass das eigentlich Bunte und Unterhaltsame bei der Autorentätigkeit nicht die Geschichten sind, die man schreibt, sondern das ganze Drumherum: Eben noch rückt man mit der Männerbewegung weiter in die öffentliche Wahrnehmung vor, dann pflegt man wieder seine Kontakte mit der SM-Szene, um sich danach mit Parapsychologen auszutauschen und kurz darauf von einem Mitglied des CDU-Parteigerichts kontaktiert zu werden. Und zwischendurch gibt man Interviews oder wehrt erfolgreich das Mobbing durchgeknallter Radikalfeministinnen und die Intrigen neidzerfressener Konkurrentinnen ab. Für jemanden wie mich, dessen kulturelle Sozialisation durch Serien wie „Falcon Crest“ geprägt wurde, ist das alles höchst amüsant und wunderbar. :-)

Aber auch die ruhigeren Aspekte meines Jobs machen mir großen Spaß. Im Moment lektoriere ich zum Beispiel für meinen Verleger Rüdiger Geschichten einer Berliner Nachwuchsautorin, die sich als wirklich gelungen herausstellen. Wieviele Jobs gibt es, bei denen man dafür bezahlt wird, erotische Geschichten zu lesen? Übrigens: Wenn ich mir das geplante Programm des Marterpfahl-Verlages für 2005 so ansehe (verraten darf ich natürlich noch nichts), habe ich den deutlichen Eindruck, dass da einige großartige Bücher auf die Leser zukommen, die diesem Verlag vielleicht endgültig die Spitzenposition in der deutschen SM-Verlagslandschaft einbringen werden. Das wird ein glänzendes Jahr!

Freitag, Januar 14, 2005

14. Januar 2005

Mit Frank und Martina von SM-Base einige Tage verbracht, um meine Homepage als Autor fertigzustellen und publik zu machen – immer unterbrochen von Medienrecherche zum aktuellen BGH-Urteil zu privaten Vaterschaftstest. Während die durch das BGH-Urteil geschaffene Rechtslage zu wünschen übrig lässt, hat sich die Arbeit an meiner Homepage gelohnt: Ich bin hochzufrieden und auch die Rückmeldungen der unterschiedlichsten Leser aus Verlagsbranche, Männerbewegung SM-Szene und privatem Bekanntenkreis sind erfreulich positiv.

Dienstag, Januar 11, 2005

11. Januar 2005

Als mir vor einigen Wochen der Belfort-Bax-Preis 2004 verliehen wurde, waren damit in meinen Augen vor allem zwei Aspekte verbunden: zum einen natürlich die Anerkennung und finanzielle Unterstützung, zum anderen die Hoffnung, das auch als Hebel benutzen zu können, um das Thema Männerrechte/Männerbewegung weiter in die Medien einzubringen. Das scheint zu funktionieren. Heute erscheint im Feuilleton meiner Heimatzeitung, dem „Wiesbadener Kurier“, ein Artikel über meine Arbeit, der mir sehr gut gefällt.

Zitat:
---> Der geehrte Männerrechtler legt bei aller Freude ("Das Thema Männerbewegung ist bislang leider nur zu einem sehr geringen Teil im öffentlichen Diskurs gelandet") Wert darauf, dass ein Dialog zwischen Feministinnen und Männerrechtlern stattfindet. Es sei wichtig, sich miteinander auseinanderzusetzen, denn mit verhärteten Fronten sei keinem gedient. "Geschlechterrollen aufzubrechen bedeutet schließlich nicht, sämtliche Frauenparkplätze abzuschaffen - das wäre albern", erläutert der Medienwissenschaftler. Stattdessen fordert Hoffmann in politischen Zeitschriften wie "Novo" oder "ef-magazin" ein Ende der sexistischen Herabsetzung von Männern als Gruppe, eine verbesserte Betreuung im Gesundheitswesen sowie Kampagnen gegen die Zwangsbeschneidung von Jungen in der dritten Welt. <---

Das Interview mit der jungen Journalistin vom „Kurier“ (noch keine 30 Jahre alt) verlief übrigens sehr angenehm: eine kluge, freundliche, dem Thema Männerrechte gegenüber sehr aufgeschlossene Frau, die so gar nichts mit der einen oder anderen verbiesterten Männerhasserin zu tun hat, die einem manchmal im Internet begegnet. Ich fühle mich dadurch in meiner Vermutung bestätigt, dass wir auch auf genügend weibliche Unterstützung hoffen dürfen, sobald wir unsere Anliegen erst mal ausreichend publik gemacht haben.

Montag, Januar 10, 2005

10. Januar 2005

Das neue Jahr beginnt vor allem mit einem Schub für die Männerbewegung. Das von Justizministerin Zypries angedrohte Verbot selbstbestimmter Vaterschaftstests scheint für viele den Bogen endgültig überspannt zu haben. Ich hoffe, wir können den Schwung ausnutzen und verstärke mein politisches Engagement. Praktischerweise fühle ich mich momentan so energiegeladen wie lange zuvor nicht mehr.

Aber auch beruflich gibt es weiter gute Nachrichten. Mein Verleger Rüdiger Happ beschließt, statt einem dickeren Band mit meinen erotischen Kurzgeschichten lieber zwei verbraucherfreundlich dünnere zu machen. So müssen insbesondere Leser, die sich noch gar nicht sicher sind, ob meine Schreibe überhaupt ihr Geschmack ist, nicht gleich so viele Euros locker machen, sondern können es sich leisten, erst einmal hineinzulesen. Für mich bedeutet das, dass in diesem Jahr sieben oder acht verschiedene Titel von mir erscheinen werden, die zu den laufenden bereits erfolgreichen Büchern hinzukommen. Natürlich lege ich großen Wert darauf, dass unter der Quantität die Qualität niemals leidet, und verwende bis hin zu Details wie der genauen Abfolge der Geschichten in einem Band viel Überlegung.

Sonntag, Januar 02, 2005

24. Dezember bis 2. Januar

Ich mache normalerweise nie Urlaub und nehem mir selten ein Wochenende durchgehend frei, aber die Zeit zwischen den Jahren ist eine Ausnahme. Abgesehen von den üblichen Besuche von/bei Verwandten und Freunden ziehe ich mich dann ganz in meine Stube zurück und widme meine Aufmerksamkeit allein einer Reihe sehr guter Bücher, die ich mir über die letzten Monate zurückgelegt habe: Voraussetzung ist, dass diese alle sehr unterhaltsam sein und möglichst wenig mit der Rechercheliteratur zu tun haben sollten, die ich beruflich lesen muss. Die Feiertage 2005 wurden sogar besonders schön, weil mich zu einen meine liebe Freundin Lisa mit Geschenken geradezu überschüttet hat und mein alter Kumpel mir die 20 schönsten Stücke aus seiner DVD-Sammlung ausgeliehen und einige davon geschenkt hat. Außerdem habe ich wohl bei den von mir zurückgelegten Büchern und diversen anderen Medien, auf die ich mich so richtig nur in dieser unbelasteten Zeit konzentrieren kann, einen guten Griff getan. Das gibt mir Gelegenheit zu einigen Kürzestrezensionen.

Zugegeben, so viele Audiokommentare auf DVDs habe ich noch nicht gehört, aber die, die ich kenne, finde ich alle unbefriedigend. Entweder die Filmschaffende haben überhaupt nichts zu sagen, außer gießkannenmäßig ausgeschüttetem Lob an alle Beteiligten, oder ihre Bemerkungen erschöpfen sich in rein technischen Making-Ofs. Eine erfreuliche Ausnahme ist der Audiokommentar zu einem meiner Lieblingsfilme Vanilla Sky. Hier erhält man tatsächlich Infos, die einem ein tieferes Verständnis des Films ermöglichen. Schade, dass David Lynch das nicht ebenso macht. Außerdem verliebe ich mich beim Sehen des Films regelmäßig in Penelope Cruz – wenn ich so darüber nachdenke, die einzige Schauspielerin, bei der mir das passiert. Na gut, vielleicht noch bei Emma Watson. :-)

Nicht herausragend, aber doch recht nett, ist Jürgen Braters Sammlung unsinniger und längst widerlegter Ratschläge wie Bier auf Wein, das lass sein. Brater hat sich bei Eichborn schon durch sein Lexikon der rätselhaften Körpervorgänge und sein Lexikon der Sex-Irrtümer ein würdiges Renommee geschaffen, und auch dieses Bändchen ist hübsch zu lesen. Hätte ich nur vor dem Kauf meiner neuen Matratze gewusst, dass eine harte Unterlage gar nicht so gesund für den Rücken ist wie gedacht …

Andreas C. Knigge gilt seit zwei Jahrzehnten als DER deutsche Comic-Experte. Seine Neuerscheinung 50 Klassiker Comics ist wohl der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens: ganz große Klasse – und seinem fast gleichzeitig erschienenen Überblick Alles über Comics von Struktur und Bildmaterial her deutlich überlegen. Vermutlich kann man nur als Autor nachvollziehen, wieviel Arbeit dieses Buch gemacht haben muss. Zu den 50 ansprechend bebilderten Abrissen über die Meilensteine der Comicgeschichte zwischen Wilhelm Busch und Alan Moore kommen zu jedem Künstler 50 Faktenseiten mit Werkbiographie, einem thematischen Eintrag, Literaturempfehlungen und einer prägnanten Kurzerklärung, was gerade dieses Werk literaturhistorisch so bedeutsam macht. Zusammen mit Scott McClouds Comics richtig lesen das vielleicht empfehlenswerteste Buch über dieses Format überhaupt.

Außerordentlich gut gefällt mir auch Henner Löfflers Wie Enten hausen, worin er sich intensiv mit den Donald-Duck-Comics von Carl Barks auseinandersetzt. Über 450 Seiten enthalten Mini-Essays zu den unterschiedlichsten Themen von „Aggression“ und „Alter“ bis zu „Wirtschaftsleben“ und „Zeitungen“. Wohlgemerkt: Löffler ist keiner von diesen sympathisch durchgeknallten Donaldisten, sondern ein Literaturwissenschaftler, der auch schon mal Analogien zu Colerdige, Borges oder Thomas Manns Josephtetralogie zieht. Seine faszinierende Analyse enthüllt bei Barks ein rabenschwarzes Menschenbild. (Nebenbei bemerkt: Auf der von mir verlinkten Amazon-Seite zu diesem Buch findet man einen hübschen Beleg für das bei Amazon gelegentlich grassierende Halbidioten-Syndrom, das darin besteht, dass jemand, der von einem Buch intellektuell komplett überfordert ist, es scheinbar aus Frustration oder aus narzisstischer Wut in einer Ein-Sterne-Rezension komplett in die Tonne tritt. Solche hübschen Texte habe ich auch einige eingefangen …)

Sex Disasters And How to Survive Them hingegen ist eines dieser Bücher, bei denen man sich wundert, warum es noch kein deutsches Pendant dazu gibt: Die Autoren geben einem Ratschläge zu all jenen Problemen, zu denen sich Dr. Sommer von der BRAVO eher ausschweigt. Was sollte man zum Beispiel tun, wenn man sein Kondom in seinem Partner verliert, sich mit seinem Zungenpiercing in ihrem Klitorispiercing verhakt oder beim Fisting seine Faust nicht mehr aus dem Hintern seines Lovers lösen kann? Wie verhält man sich, wenn einen der Sexpartner plötzlich wegen Vergewaltigung anzeigt oder man beim Lecken eine Kiefersperre bekommt? Praktische und nachvollziehbare Tipps für jedermann. Löblich ist die explizite Erwähnung, dass auch Männer Opfer von Stalking sowie sexueller oder häuslicher Gewalt werden können.

Während ich mich mit Philosophie, insbesondere Ethik, Jenseitsforschung und Parapsychologie bereits ausgiebig beschäftigt habe, habe ich um Religionslehre bislang eher einen Bogen gemacht. Da hilft mir ein übersichtlicher Einführungsband wie Mel Thompsons
Teach Yourself the Philosophy of Religion recht gut. Ist Gott immanent oder transzendent? Welche Form von Gottesbeweisen (ontologisch, kosmologisch, teleologisch, moralisch, erfahrungsbezogen) sind brauchbar? Ist es nicht paradox, zugleich die Schöpfung einer geordneten Welt und das Wirken „unordentlicher“ Wunder als Beweis für Gott gelte zu lassen? Besitzt der Mensch eine autonome Seele? Wie lässt sich ein allmächtiger und allgütiger Gott mit dem menschlichen Leiden in Übereinkunft bringen? Welchen Wert hat das anthropische Prinzip? Da sich das Buch allerdings stark auch auf überzeugte Religionskritiker wie „Darwins Bulldogge“ Richard Dawkins bezieht, lässt es einen nach der Lektüre eher als Atheisten zurück.

Ein höchst unterhaltsames PC-Musikquiz ist Pop Minds. 1200 Fragen von den Achtzigern bis heute, vorgetragen von einer zickigen Moderatorin, deren verächtlichen Tonfall ich hocherotisch finde. (Ja, so hat eben jeder seine Störungen …) Ernüchternd für mich war allerdings zu merken, dass ich über die krassesten Hits und Stars der letzten Jahre echt nicht so voll die Peilung habe …

Apropos aktueller Pop: The Beautiful South haben mit Golddiggas, Headnodders and Pholk Songs eine neue CD herausgebracht, die ausschließlich Cover-Versionen enthält. Während man dabei einerseits die bissigen Texte von Paul Heatons Combo vermisst, habe ich noch von keiner Band so gelungene Coverversionen gehört wie von dieser. Ich darf nur an „Everybody´s Talking“ oder „Dream a Little Dream Of Me“ erinnern. Anspieltipp bei dieser CD: “I´m Stone in Love With You.” Mjam.

Ebenfalls gut mit Cover-Versionen bestückt ist Agnetha Fältskogs neue CD My Colouring Book, die ich probehalber wegen einiger hingerisseneren Rezensionen bestellte (und weil ich ihren Hit „Wrap Your Arms Around Me“ immer noch sehr groß finde). Bis zum Anhören war ich aber skeptisch, ob mich nicht nur Pop-Gedudel erwarten würde. Tatsächlich ist das Album grandios und enthält eine ganze Reihe fantastischer Liebeslieder zum Dahinschmelzen. Weniger geeignet als Power-Quelle bei der Arbeit aber sehr gut, wenn man dabei ein gutes Buch liest oder einfach nur auf dem Bett liegt und träumt.