6. September 2005
Heute war ich nach längerer Zeit mal wieder im Fernsehen: bei Erika Berger im ”Night Talk” bei „Premiere“. Thema der Sendung war „Der Frauen-TÜV – Was Männer wirklich wollen“, Anlass mein mittlerweile vier Jahre altes Buch „Sind Frauen bessere Menschen?“. Fernsehauftritte machen mir ja immer großen Spaß; nicht nur wegen meiner Eitelkeit und dem mit solchen Auftritten verbundenen Werbeeffekt, sondern auch weil ich ja Fernsehwissenschaften studiert habe und es immer wieder hochspannend finde, wie die Produktion so einer Sendung hinter den Kulissen abläuft.
Das Studio, in dem ich heute war, befindet sich in Köln-Hürth, direkt neben den Studios für bekanntere Sendungen wie „Wer wird Millionär?“, „Sieben Tage, sieben Köpfe“, „Die Oliver-Geissen-Show“, „Genial Daneben“ oder „Schillerstraße“. Das Team, das mich betreute, war außerordentlich nett – nun sind Fernsehredakteure zu ihren Gästen eigentlich immer nett, weil die sich wohlfühlen und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten sollen, aber das heute war wirklich eine außergewöhnlich freundliche Betreuung. Ein wenig mag es mit der erfrischend jungen Crew zu tun haben; fast alle waren ein paar Jahre jünger als ich. Besonders gespannt war ich natürlich auf Erika Berger selbst, und wie sie wohl wirkte, wenn gerade mal keine Kamera auf sie gerichtet war. Immerhin ist die Lady doch irgendwie eine TV-Ikone. Entsprechend begrüßte ich sie auch mit einem fröhlichen „Hey, Sie gibt´s ja wirklich – ich dachte immer, Sie wären nur eine Fernsehfigur ...“ („… so wie Micky Maus“ konnte ich mir gerade noch verkneifen.) Und was soll ich sagen: Mein Gesamteindruck ist überaus positiv. Erika Berger ist mit ihren mittlerweile 66 Jahren immer noch attraktiv, voller Ausstrahlung, charmant, warmherzig und humorvoll – ein Eindruck, der mir von anderen Teammitgliedern als dauerhaft bestätigt wurde. Es war sehr angenehm, mit dieser Frau zusammenzuarbeiten.
Zu meinem Auftritt: Nervös war ich erfreulicherweise überhaupt nicht, was zum Teil an einem publikumslosen Studio lag (ich hasse es, vor vielen Leuten zu sprechen, aber Kameras motivieren mich nur), zum Teil daran, dass ich nicht wie damals im Sat.1-Frühstücksfernsehen innerhalb von drei Minuten mit vorgefertigten Soundbites die halbe Nation zum Thema Männerdiskriminierung informieren wollte. (Motto: „Egal, was der Moderator fragt, folgende Botschaft bringst du unter …“) Es war eine Art Talkrunde, ich zwischen Frau Berger und einem weiteren Experten aus der psycho- und paartherapeutischen Ecke; das Gespräch dauerte drei Minuten, von denen ich danach erfuhr, dass es in Wirklichkeit zwanzig gewesen waren. Die Zeit vergeht schnell, wenn man Spaß hat! Grob gesagt vertrat ich natürlich die Thesen, die meine Leser schon von mir kennen: Während in früheren Jahrzehnten die Frauen als minderwertig hingestellt worden waren, war das Ganze spätestens in den neunziger Jahren gekippt, und jetzt galten plötzlich Frauen als die besseren Menschen. Gleichzeitig stellten diese Frauen an Männer inzwischen Ansprüche, als ob sie die eierlegende Wollmilchsau suchten: also möglichst erfolgreich im Job, forsch und durchsetzungsstark, ein guter Lover, aber natürlich auch im Kontakt mit ihrer weiblichen Seite, emanzipiert genug, um Frauen auf der Karriereleiter Platz zu machen, ein toller Papi undsoweiter undsofort. Wenn Männer über diese absurd hoch gelegte Schranke nicht springen konnten, galten sie erst recht als minderwertig; Frauen versuchten, an ihnen herumzubasteln, sie vielleicht sogar zu manipulieren oder ihnen mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu begegnen. Dass diese Vorwürfe von den Medien beständig gestützt wurden, führte bei vielen Männern zu einer starken Verunsicherung – während zugleich die Frauen ihre Männer noch weniger ernst nahmen und schließlich in der Mehrzahl der Fälle, oft wegen Nichtigkeiten, die Scheidung einreichten. Bei der Frage, welche Eigenschaften ich mir bei Frauen wünschen würde, nannte ich Wärme, Reife, Verantwortungsbewusstsein, Konfliktfähigkeit und Loyalität, wobei ich aber bereitwillig einräumte, dass hier mein lebensgeschichtlicher Hintergrund vielleicht stärker hineinspielte als „geschlechtspolitische“ Erwägungen. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass das Ganze weit weniger strukturiert ablief, als ich es in diesem Absatz zusammenfasse, und dass die Gesprächsführung eher psychologisierend als gesellschaftsanalytisch angelegt war, hat man ein ziemlich gutes Bild von meinem Part in der Sendung. Hilfreich war sicher meine Arbeit an „Genderama“, so dass ich jedesmal leicht aus dem Zylinder ziehen konnte, was ich gerade brauchte: sei es eine aktuelle Studie, sei es die Debatte um das Programm der britischen BBC.
Die Sendung wurde auf längere Sicht hin vorproduziert und soll irgendwann im November oder Dezember ausgestrahlt werden. Ich weiß aber nicht, ob es sich allein deswegen rentiert, sich „Premiere“ zuzulegen … ;-)
<< Home