noch 6. Januar
Der berüchtigte amerikanische Fernsehprediger Pat Robertson befindet , Sharons Schlaganfall sei eine Strafe Gottes. Für Sharons Mitverantwortung für diverse Massaker an den Palästinensern? Nö, für seinen Rückzug aus dem Gaza-Streifen natürlich. Kein Wunder, dass der alte Herr da ungnädig wird, wenn man biblisches Land einfach so den heidnischen Barbaren in die Hände gibt. Dabei haben Robertsons Thesen mehr für sich, als man vielleicht zuerst denken sollte. Vielleicht liegt es ja daran, dass Gott tatsächlich auf „unserer“, der christlich-jüdischen Seite ist, wenn sich zum Beispiel Yitzhak Shamir mit seinen mittlerweile über neunzig Jahren immer noch recht wacker hält – unbenommen der von Shamir arrangierten Ermordung von Graf Folke Bernadotte, der zwar während des Zweiten Weltkrieges mehrere zehntausend jüdische Gefangene vor den Konzentrationslagern gerettet hatte, als diplomatischer Nahost-Friedensvermittler von Yitzhak und seiner Lehi-Gang aber als zu „antizionistisch“ und „araberfreundlich“ betrachtet wurde, um ihn am Leben zu lassen: Bernadotte hatte dreisterweise befunden, die palästinensischen Flüchtlinge hätten ein Recht, in ihre Heimat zurückzukehren. (Wenn man der Wikipedia glauben darf, bot die Lechi 1940 übrigens Hitler-Deutschland an, das Dritte Reich im Gegenzug für einen jüdischen Staat aktiv im Zweiten Weltkrieg zu unterstützen.) Shamir erhielt vom israelischen Staat später eine Amnestie, wurde dort schließlich Ministerpräsident und weilt immer noch unter den Lebenden. Da muss man Robertson wohl schließlich Recht geben: Entweder Gott ist eindeutig parteiisch oder er hat einen äußerst seltsamen Sinn für Humor. Wenn das unser Gott ist – könnte ich bitte einen anderen haben?
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