Montag, März 20, 2006

20. März 2006

Wie sich die Zeiten ändern.

Der Zentralrat der Juden ist nicht mehr der einzige, der Menschen aufgrund unerwünschter Äußerungen wegen „Volksverhetzung“ anzeigt. Jetzt tun es ihm Vertreter der Muslime gleich. Nur das mit der selbstgerechten Empörung in der Stimme bekommt Herr Emili noch nicht so ganz hin – diese Anzeige sei kein Angriff gegen die Pressefreiheit meint er, und das klingt schon fast ein wenig defensiv. Vielleicht hätte Emili zum Beispiel Paul Spiegel damals besser studieren sollen, als der gegen Möllemann Stimmung machte: Hat Spiegel sich etwa entschuldigt, sein Auftreten sei nicht gegen die Meinungsfreiheit gerichtet gewesen? Nein, er hat schlicht stillschweigend vorausgesetzt, dass Meinungsfreiheit scheiße ist, wenn sie Israels Interessen zuwiderläuft. Und mehrere Dutzend deutscher Top-Journalisten, die vor ihm knieten, haben ergeben genickt. So muss man das machen, Herr Emili! Nein, ich scherze natürlich nur, schließlich weiß ich selbst, wie sehr sich in unseren Medien die Stellung der Muslime von der der Juden unterscheidet. Quod licet Iovi ...

Und noch in anderer Weise haben sich die Zeiten geändert: War noch letztes Jahr die radikale Linke am Hetzen gegen die „Junge Freiheit“, weil sie doch „vom Verfassungsschutz beobachtet“ werde, was nie und nimmer politische Gründe haben konnte, gerät nun ausgerechnet die linke Ikone Oskar Lafontaine ins Visier der Behörde – was genauso lächerlich ist. Wo allerdings die Beobachtung der JF durch den Verfassungsschutz noch bereitwillig von Journalisten aller Art genutzt wurde, um die Gefährlichkeit der JF zu „belegen“, erhält Lafo von Medienseite breite Rückendeckung. (Googlen Sie einfach mal durch die Google-News, um sich zu überzeugen.) Schon der Name „Verfassungsschutz“ sei ein Orwellismus, heißt es etwa bei der “Berliner Umschau”, und diese Behörde müsse dringend abgeschafft werden: „Eingeführt wurde er seinerzeit, um Leute, denen man keine Verfassungswidrigkeit nachgewiesen werden konnte oder sollte, dennoch wie Illegale behandeln zu können.“ Stimmt auffallend. Aber sobald er wieder gegen Leute eingesetzt wird, die auch ihr linken Journalisten nicht leiden könnt, drückt ihr ihn bestimmt wieder an euer Herz.