Montag, April 24, 2006

immer noch 24. April

Gerade habe ich noch gelästert, es würde wohl nicht lange dauern, und unsere liebste Polit-Sekte wird halb Israel als antisemitisch erklären, da erhalte ich einen Aufsatz, in dem der britische Geschichtswissenschaftler und Leiter des New Yorker Remarque-Instituts Tony Judt eben diese Frage in einem verwandten Zusammenhang stellt: „Are we to accuse Israelis, too, of anti-Zionism?“ Woraufhin er in einer Weise, die eigentlich dem letzten Dorftrottel einleuchten müsste, erklärt, warum der Schaden, der durch die ständige Furcht vor Antisemitismus bei der Israel-Diskussion entsteht, dreifach schadet: nämlich den Juden, Israel und den USA. Dass ausgerechnet eine Reihe von Leuten, die Israel und die USA nach der Parole „Right or wrong – my country“ mit aller Wucht verteidigen wollen, eben jenen Rohrkrepierer als Allzweckwaffe ins Felde führen, ist da wohl von einer besonderen Ironie.