Samstag, April 19, 2008

Jüdische Zeitung: "Broder stinkt nur noch rum"

Wer in den letzten Jahren die Entgleisungen des Spiegel-Journalisten Henryk Broders mitbekommen hat, wird sich vielleicht fragen, wie andere Mitglieder jener Gruppe, für die er einzutreten vorgibt, sich dazu stellen. Man muss hier wirklich immer wieder dem Entstehen antisemitischer Aufwallungen Einhalt gebieten: "Die Juden" sind keineswegs alle so (genausowenig wie "die Juden" Kriegsverbrechen der israelischen Armee bei ihrem Angriff auf den Libanon gutheißen). Das Bedauerliche an unserer Mediengesellschaft ist nur, dass über die rechten Polterer breit berichtet wird und über die vernünftigeren Stimmen kaum. Insofern freut es mich, dass die "Jüdische Zeitung" jetzt zu klaren Worten gegen Broders Non-stop-Polemik gefunden hat. Ein Auszug:

Und Broder stinkt nur noch rum. Kritiker sind für ihn schnell «Hobby-Antisemiten, Judenreferenten und alternative Sesselpupser». Die «tageszeitung» bezeichnet er als «Kinderstürmer aus Kreuzberg». Broder jedoch war es, der sich im August 2005 auf einem «Pro-westlichen Heimatabend» mit Konsorten des rechten Internetforums «Politically Incorrect» traf. Inzwischen hat er sich zwar von dieser paranoiden Verbindung distanziert; in seinem «Spiegel»-Beitrag «Wehe, wen der Muezzin stört» entwirft er allerdings seine Schreckensvision einer islamischen Weltherrschaft im Jahre 2067. (...) Broder hat eine bedauerliche Wandlung vom großmäuligen Stilisten zum ressentimentgesteuerten Ätzer durchgemacht. Statt klarer Gedanken sind es primitive Reflexe, die in beinah jedem seiner Sätze gegen ihn verwendet werden können. (...) Es hat etwas Vergebliches. Ein älterer Mann will fortwährend provozieren und mischt doch nur Mediendreck auf.


Treffender wurde Broder selten beschrieben. Er hat sich aus seinen eigenen Beschimpfungen und Ressentiments längst einen Käfig um sich gebaut, aus dem er nicht mehr herauskommt. Denn wie inhaltsleer wären seine Beiträge ohne diese "Stilmittel" geworden und wer käme je auf den Gedanken, über ihn zu berichten? Nein, Broder ist kein typischer Vertreter der Juden, er ist ein typischer Vertreter unserer Mediengesellschaft.

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