Sonntag, Februar 15, 2009

"WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT"

Gerne beteuern einschlägig bekannte SPIEGEL-Journalisten und rechtsradikale Blogger, dass zwischen Antisemitismus und Islamophobie so gar kein Zusammenhang bestehe, sondern nur der große Unterschied, dass Islamophobie erstens nicht existiere und sie zweitens vollauf berechtigt sei. Um diese Haltung zu vertreten, muss man nicht viel Energie in rhetorische Akrobatik stecken, sondern vor allem in der Lage sein, aktuelle Meldungen wie diese schlichtweg zu ignorieren:

Die Außenmauer der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich ist beschmiert worden. Große Lettern rufen zu einem „Kreuzzug“ gegen Muslime auf. (…) Die Beschmierung „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG - 8. KREUZZUG“ wurde an der Außenmauer links vom Eingang zur Gedenkstätte angebracht. Die rund 70 Zentimeter großen Buchstaben sind dort weithin sichtbar.


Das Blog "Politisch korrekt" verlinkte hier eine Kurzmeldung der österreichischen Nachrichten über die fremdenfeindlichen Parolen. Worauf im Forum dieses Blogs bald die naheliegende Frage gestellt wurde:

Was mich wundert in der Fernsehmeldung: Der Spruch „WAS UNSEREN VÄTERN DER JUD IST FÜR UNS DIE MOSLEMBRUT SEID AUF DER HUT! 3. WELTKRIEG - 8. KREUZZUG“ wird als antisemitisch bezeichnet, aber nicht als islamfeindlich.


Unter den angebotenen Erklärungen dürfte diese die überzeugendste sein:

Der Sender befürchtet, wenn er beides erwähnt, einen Proteststurm zu ernten wie das Zentrum für Antisemitismusforschung, als es eine Konferenz "Feindbild Muslim – Feindbild Jude" veranstaltete, und lässt daher den Aspekt der Islamfeindlichkeit bei der Schmiererei aus.


Sobald wieder Plusgrade herrschen, soll eine Reinigungsfirma die Schmierereien an der KZ-Gedenkstätte entfernen. Vermutlich darf man sich schon darauf freuen, dass die üblichen Verdächtigen unter den Journalisten und Bloggern gegen diese Form von "Zensur" als "Appeasement", "Dhimmitude" und "Verstoß gegen die Meinungsfreiheit" zu Felde ziehen. In ähnlicher Weise hatten letzte Woche Blogs wie "Politically Incorrect" und Henryk Broders "Die Achse des Guten" mehrfach gegen die Entscheidung Großbritanniens polemisiert, dem rechtsradikalen Hetzer Geert Wilders schlicht die Einreise zu verweigern.

Nachvollziehbarer ist da schon eine Erklärung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Diese sieht

eine enge Verbindung von Antisemitismus und der Hetze gegen Muslime. Beide Phänomene würden in direkter Geistesverwandschaft stehen und dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.