Freitag, Januar 02, 2009

Das Feindbild Islam ist ein gutes Geschäft

Peter Widmann vom Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung spricht in einem Artikel für den Tagesspiegel Klartext. Ein Auszug:

In Deutschland formiert sich seit einigen Jahren eine Szene, die unter dem Vorwand der „Islamkritik“ irrationale Feindbilder verbreitet. (…) Die Agitatoren bewegen sich in drei Zusammenhängen: Auf dem populärwissenschaftlichen Buchmarkt präsentieren einige Publizisten Schreckbilder des Islam und geben ihre den historischen und soziologischen Forschungsstand ignorierenden Thesen als wissenschaftlich aus. Im Internet machen Anbieter antimuslimischer Hass-Seiten, wie „Politically Incorrect“, „Akte Islam“ oder „Die grüne Pest“, den Kampf gegen eine vermeintliche Islamisierung Europas zu ihrem Geschäft. Auf lokaler Ebene entstanden Initiativen gegen den Bau von Moscheen, die in jedem muslimischen Gotteshaus einen Brückenkopf islamischer Eroberung Europas sehen.

Aktivisten und Blogger im Netz versuchen ihre Ressentiments durch Behauptungen aus den populärwissenschaftlichen Büchern zu begründen und laden deren Autoren zu Veranstaltungen ein. So entstand ein gut vernetzter Agitationszusammenhang, geführt von Angst-Unternehmern, die durch Buchverkauf, Werbeanzeigen auf ihren Homepages und den Vertrieb von Propagandaartikeln außer dem politischen auch finanziellen Gewinn zu erzielen versuchen. (…) Der Islam soll als genozidale Religion erscheinen und Muslime als die maßgeblichen Judenfeinde in Geschichte und Gegenwart.


Widmann hätte noch zahlreiche Beispiele mehr nennen können, wenn sein Artikel dann nicht ausgeufert wäre: Henryk Broder etwa, der mit seinen Büchern ebenfalls erfolgreich die Ängste eines entsprechend ausgerichteten Publikums bedient, das Blog "Die Achse des Guten" und nicht zuletzt die Szene der fanatisch islamhassenden Antideutschen. Aber insgesamt bewegt sich die Analyse in die richtige Richtung. Es ist höchste Zeit, dass auf dieses Netzwerk aufmerksam gemacht wird.