Sonntag, Dezember 28, 2008

Zeichen von intelligentem Leben auf der "Achse des Guten" gesichtet

Hossa, das hätte ich mir auch nie gedacht, dass ich schon heute und nicht erst nach langen Jahren quälend langsamer Erkenntnis Erörterungen auf der "Achse des Guten" finde, die genau das stützen, was ich schon seit langem predige. Sieht so aus, als hätten die Betreiber des genannten neokonservativen Blogs einen Fehler gemacht: Sie haben mit Alan Posener jemanden zu sich gebeten, der sich noch wirklich Gedanken macht, statt nur die immer gleichen Floskeln, Dogmen und Parolen abzuspulen. So gelangt er in seinem jüngsten Beitrag zu dem treffenden Schluss:

Man darf also einem Religionskritiker, dem deutschen Feminismus und Götz Aly Antisemitismus vorwerfen, ohne den Antisemitismus zu trivialisieren. Wenn man aber die „rhetorische Hatz auf muslimische Jugendliche“, die Schändung muslimischer Friedhöfe, das Abfackeln von Moscheen wie in Lyon, den Protest gegen den Bau von Moscheen wie in Köln, die tägliche Gewalt von Neonazis gegen Muslime, die Ausfälle von „P.I.“ und dem „Islamexperten“ Raddatz untersucht und – was unvermeidlich ist – Parallelen zu den Anfängen des modernen Antisemitismus in Europa feststellt, dann ist man ein trojanisches Pferd der Iraner, hegt die Absicht, die Diskussion über die Verbrechen des radikalen Islam zu erschweren - kurz: ist man, wenn nicht Antisemit, so doch Agent des Antisemitismus.


Hm, das dürfte insbesondere Broder nicht gefallen, dass er mit seinen Büchern, seinen Blogbeiträgen und seiner Unterstützung für das rechtsextreme Blog "Politically Incorrect" zu genau jenen Zuständen in unserer Gesellschaft beigetragen hat, in denen Posener klarsichtig "Parallelen zu den Anfängen des modernen Antisemitismus in Europa" erkennt. Da darf man wohl schon auf einige neue Pöbeleien Broders gespannt sein.

Inzwischen tut sich ein regelrechter politischer Graben auf: Auf der einen Seite stehen "Politically Incorrect", Henryk M. Broder, Michael Miersch und andere Autoren der "Achse des Guten" sowie die Szene der als "Antideutsche" bekannten Politsekte, die so weit nach links hinausrutschte, dass sie rechts wieder reinkam ("Lizas Welt", "konkret", "Jungle World" usw.) Ihr Motto ist, ein wenig zugespitzt: "Israel hurra, wer seine Regierung oder sein Militär kritisiert, ist ein Antisemit, USA hurra, wer die kritisiert ist ein Antiamerikaner, nieder mit den zurückgebliebenen, blutgierigen und dauerbeleidigten Moslems - und wagt es ja nicht, uns islamophob zu nennen." Auf der anderen Seite stehen beispielsweise Alan Posener, Wolfgang Benz vom Zentrum für Antisemitismusforschung, das Blog "Politisch korrekt", Erhard Arendt mit seinem Palästinaportal und generell jener Teil der Linken, der noch bei klarem Verstand ist. Deren Meinung, wieder ein wenig gerafft auf den Punkt gebracht: "Antisemitismus und Islamophobie sind beides üble und besorgniserregende Formen von Menschenfeindlichkeit, aber Kritik an Regierungen von Staaten sollte immer akzeptiert werden." Es wird niemanden überraschen, dass ich mich zur zweiten Gruppe zähle.