Medienschau: Sarrazin und der vorgetäuschte Tabubruch
Die Debatte geht fröhlich weiter. Einige ausgewählte Medienbeiträge:
Die SPD hat's (mal wieder) vermasselt
Plädoyer für den Tabubruch
Wenn sich Sarrazins Buch wirklich so liest, wie es Deutschlandradio Kultur vorstellt, dann gönne ich dieses sicher einmalige Erlebnis jedem seiner Leser. Euch kann aber auch jeder verarschen, ihr Dummies!
Dazu passend: Sarrazin distanziert sich von seinen eigenen Thesen
Wenn man den FAZ-Artikel über Sarrazins Pressekonferenz liest, könnte einem der alte Mann fast Leid tun: Wie der Stapellauf zum nachgeholten Schiffbruch wurde
(Er tut mir nicht wirklich Leid. Sarrazin macht einen Riesenreibbach damit, die NPD zu beglücken und die Muslime seine Unkenntnis ausbaden zu lassen.)
Und Robert Misik schließlich stellt einige zentrale Fragen dieser Debatte:
Die Thesen, die Thilo Sarrazin in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab" und in einer Fülle von Interviews seit vergangener Woche ausbreitet, sind derart haarsträubend dämlich, dass sich eine sachliche Auseinandersetzung schier verbietet. Man könnte sich also ironisch auf die Feststellung zurückziehen, dass Sarrazin, sollte Dummheit tatsächlich vererbbar sein, wenigstens kein Vorwurf zu machen ist. Will man aber substanziell etwas zu seinen bizarren Einlassungen sagen, steht man sehr schnell vor der Frage: Verleiht man den Thesen nicht den Anschein der Diskussionswürdigkeit, wenn man versucht, sie zu referieren, zu diskutieren, wenn man auf ihre Unplausibilität hinweist? (...) Wäre Sudel-Thilo Mitglied der NPD, kein Mensch würde seinen Thesen Aufmerksamkeit schenken, allerhöchstens würde man die ironische Frage stellen, wie er denn die intelligenzgenetische Ausstattung der Sauf-Skinheads beurteilt, die seinen Postulaten zujubeln.
(...) Herrn Sarrazins Thesen sind verwirrt, hochnäsig, verletzend, gespickt mit verächtlichen Formulierungen und Ausdruck bizarrer Respektlosigkeit der Eliten gegenüber den „Losern". Der Mann ist auf eine Weise eingebildet, die eigentlich schallendes Gelächter provozieren müsste. Alleine der Vorwurf an die Unterprivilegierten, sie würden faul von Staatsknete leben und überhaupt keinen Antrieb haben, sich im Wirbelwind des freien Wirtschaftslebens zu behaupten, ist zum Schreien komisch aus dem Mund eines Mannes, der sein gesamtes Leben lang in der staatlichen und staatsnahen Wirtschaft verbrachte und seine gesamte berufliche Karriere - von Ministerium bis Bahn bis Finanzsenatorenamt bis zur Bundesbank - dem Segeln auf einem Parteiticket verdankt. Skandalös sind insofern nicht so sehr seine Thesen. Viel skandalöser ist die Aufnahme, die sie erfahren. Wieso eigentlich muss so ein Machwerk, statt ignoriert zu werden, über den „Spiegel" verbreitet, in Talk-Shows popularisiert werden, wieso erfährt ein derart krauser Kopf die Ehre, auf zwei „Zeit"-Seiten interviewt zu werden?
Und damit landet der schwarze Peter verdientermaßen mal wieder bei unseren Medien.
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