Freitag, August 27, 2010

Sarrazin schrammt knapp an der Lüge vorbei

Das Problem an Sarrazin und seinen Brüdern im Geiste ist nicht, dass sie sich der Politischen Korrektheit und dem "Gutmenschentum" entziehen. Das Problem ist, dass sie sich so weit von den Fakten entfernen. Die Zeit erklärt, inwiefern Sarrazins Behauptungen keiner näheren Überprüfung standhalten.

Aber ich schätze, die rechten Brüder werden um solche Artikel weiter einen großen Bogen machen, damit sie ihr Selbstbild des tapferen Tabubrechers weiter aufrechterhalten können. Genau das macht aber auch klar, wie wenig ihnen an einer Sachdebatte gelegen ist. Hinter all dem Polarisieren und Polemisieren verbirgt sich nicht mehr als heiße Luft. Im Endeffekt heißt das aber auch: Solche Leute werden Bestseller landen, weil es in Deutschland offenbar tatsächlich mehr Doofe als Intelligente gibt. Aber aufgrund ihrer mangelnden Sachkenntnis (und nicht etwa aufgrund einer bösartigen Gleichschaltung der Medien) dürften sie sich kaum politisch durchsetzen können.

Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass es sich hier viele der Nicht-Rechtsextremen unnötig schwer machen, indem sie auf Sarrazins Auswürfe vorwiegend mit Empörung reagieren. Wenn etwa Angela Merkel, die die rechtskonservative Front nicht so einfach hätte ignorieren können, in ihrem Statement zu Sarrazins Äußerungen Punkt für Punkt erklärt hatte, was daran nachweisbar falsch ist, statt sie vor allem pfui und "verletzend" und "bei der Integration nicht hilfreich" zu finden, hätte sie aus Sarrazins Ballon tatsächlich die Luft lassen können. Andererseits wollte sie Sarrazins Gefasel dadurch womöglich nicht aufwerten - bevor eine ausführliche Widerlegung noch als Angebot einer Diskussion ausgerechnet auf der Grundlage von Sarrazins Polemik missverstanden wird.