Kein Kopftuchmädchen
Dieser Tage schreibt die Zahnmedizinstudentin ihr Physikum. „Was, wenn ich eine schlechte Note erhalte und alle enttäusche?“ Sie fürchtet, als Vorbild zu scheitern. Manchmal ist ihr auch bange, wenn sie morgens ihr Handy einschaltet. „Selten so gelacht. Ich habe doch immer gewusst, dass ihr Türken-Kanaken ein Volk von überwiegend unverbesserlichen Idioten seid. (…) Der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung kann euch so gut leiden wie eine schlimme Krankheit …“, schreibt einer. Seit der Klage gegen Sarrazin erhält Selcuk täglich solche Botschaften. Die einen sind drohend, andere etwas freundlicher geschrieben, aber immer mit der einen Aussage: Verschwinde!
Aylin Selcuk gibt sich tapfer, aber ihre Enttäuschung kann sie nicht verbergen. Sarrazin habe den Rassismus salonfähig gemacht. Allein deshalb müsse das Thema an die Öffentlichkeit. Ob sie mit ihrer Klage Erfolg haben wird, ist ungewiss. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt noch. Einige der Mitkläger wollen bis vor den europäischen Gerichtshof ziehen.
Die Frankfurter Rundschau porträtiert die Zahnmedizinstudentin Aylin Selcuk – eine von zahllosen Muslimen, die bei den Sarrazins, Broders und Herres nicht vorkommen.
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