Gefährliche Doppelstrategie
Michael Spreng kommentiert die deutschen Zustände im Herbst 2010:
Neulich am Münchner Flughafen. Der (deutsche) Taxifahrer war sauer, weil er lange gewartet hatte und ließ seine schlechte Laune – wie leider viele Taxifahrer – am Fahrgast aus. Besonders sauer war er auf Kollegen, die am Flughafen angeblich ohne Erlaubnis Gäste beförderten. Er schimpfte aber nicht auf die “Scheiß-Kollegen”, sondern auf die “Scheiß-Moslems”, die ihm die Fahrten wegnähmen.
Wer das für einen Einzelfall hält, sollte sich einmal mit türkischen Zuwanderern unterhalten und ihren Verbandsvertretern oder einfach nur richtig die Zeitungen studieren – oder an Stammtischen, auf der Straße, in der U-Bahn aufmerksam zuhören. Die Sarrazin-Debatte hat zu einem Klima in Deutschland geführt, in dem Migranten öffentlich – und wie selbstverständlich – wieder als “Scheiß-Ausländer” bezeichnet werden. Die latente Fremden- und Ausländerfeindlichkeit ist in dramatischer Weise virulent geworden. Und das in allen Kreisen, in bürgerlichen nur mit einer anderen Wortwahl. Sarrazin, und das ist das Schlimmste an seinem Buch, hat Hass und Ressentiments gesellschaftsfähig gemacht – zumindest fahrlässig. Man wird doch wohl mal sagen dürfen …
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