Sonntag, Februar 20, 2011

Professor Hollstein: "Frauenquote – Auf Kosten der Männer"

Zu den wenigen Artikeln, die gegen die von Politik und Medien ansonsten fast unisono geforderte Frauenquote Stellung beziehen, gesellt sich nun ein Beitrag, den Professor Walter Hollstein für die Financial Times verfasst hat.

Der Artikel bringt einiges auf den Punkt, was in der Debatte zur Frauenquote bereits angemerkt wurde – etwa, dass es in die Irre führt, wenn man nur auf die Geschlechterverteilung im oberen Management schaut, um daraus eine Phantasie von einer vermeintlich allgegenwärtigen Männerherrschaft zu zimmern: "Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Opfern bei den Einsätzen von Polizei, Feuerwehr, Notärzten, Sanität, Katastrophendiensten oder technischem Hilfswerk beträgt 99 zu eins. Bei den Rettungsaktionen in Tschernobyl und am 11. September in New York starben ausschließlich männliche Helfer."

Da ich mir vorstellen kann, dass einige Leser dieses Blogs des Quotenthemas inzwischen leicht überdrüssig sind, zitiere ich hier einmal zwei Absätze aus Hollsteins Artikel, die darüber hinaus weisen:

Die Sinus-Studie über 20-Jährige Frauen und Männer konstatiert, dass junge Männer heute "geplagt (sind) von einer fundamentalen Unsicherheit" und sogar von der Angst, als Geschlecht bald "überflüssig zu werden". "Die Männer leiden in ihrer subjektiven Befindlichkeit und fühlen sich in der Defensive: Die Frauen schreiben das Drehbuch und geben den Figuren eine Rolle; der Mann ist Schauspieler mit der einzigen Aufgabe, die ihm zugeschriebene Rolle zu erfüllen."

Trotz solcher Daten bleiben Jungen und Männer im deutschsprachigen Raum eine Terra incognita, und dieser permanente Zustand scheint als permanenter auch gewollt. Als Beispiel dafür kann angefügt werden, dass das Statistische Bundesamt zwar mädchenspezifische Bildungsdaten erhebt, aber keine für Jungen, oder dass es im akademischen Bereich mehr als 200 Lehrstühle für Frauenforschung gibt, aber keinen einzigen für die Männerforschung. Im Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, der soeben auf rund 330 Seiten erschienen ist, werden Männer zwar immer wieder erwähnt, kommen aber nur nominell vor; Problemlagen und -lösungen sind auf Frauen fokussiert. Frauen stellen auch die verantwortliche Kommissionspräsidentin, die Kommissionsmehrheit und zwei Drittel der Autoren und Experten.


Diese extrem einseitige Gewichtung stellt Hollstein zufolge nicht nur ein erkenntnistheoretisches Problem dar, sie läuft auch der demokratischen Verfasstheit unserer Gesellschaft entgegen. Sein Fazit: "Die ungestellte Männerfrage erweist sich mehr und mehr als Bremsklotz für die gesellschaftliche Entwicklung."

Es ist wirklich irre, dass wir derzeit in den Talkshows mit den narzisstischen Jammerarien von Bascha Mika und Co. zugedröhnt werden, während die Mitglieder des männlichen Geschlechts in der Debatte seit Jahrzehnten nur als Täter oder Hindernisse in Erscheinung treten. Ein Großteil unserer Medien arbeitet emsig dagegen an, dass die Debatte endlich ein höheres Niveau erreicht.