Schweizer Zeitung veröffentlicht gefälschtes Interview mit Antifeministen René Kuhn
Die Zürcher Postille "Hauptstadt" veröffentlichte dieser Tage ein Interview mit dem Schweizer Feminismuskritiker René Kuhn, das in Wahrheit nie stattgefunden hat und in dessen wild erfundenen Äußerungen, Kuhn als frauenhassender Schwachkopf präsentiert wird. Nun ist die "Hauptstadt" ein Satiremagazin, weshalb seine Redakteure argumentieren, vor diesem Hintergrund sei auch die Veröffentlichung gefälschter Interviews erlaubt. René Kuhn sieht das verständlicherweise anders: "Gemäss Schweizerischer Rechtsprechung muss auch eine Satire wahr sein und darf keine ehrverletzenden Aussagen enthalten." Als Folge der Interviewfälschung sei Kuhn von drei Journalisten angerufen worden, die wissen wollten, was er sich bei seinen Aussagen gedacht habe.
Kuhn führt weiter aus: "Der Chefredaktor von 'Hauptstadt', Reda Philippe El Arbi, hat sich früher schon über mich ausgelassen und mich auf seinem persönlichen Blog als Idiot oder Schwachkopf betitelt. Aktuell tut er dies auch wieder und betitelt die Antifeministen als 'arme Schweine und Weicheier'. Ebenso versteht er unsere rund 700 Frauen nicht, welche bei uns Mitglied sind und will ihnen ein Rollenbild einreden. (...) Nach dem Studium der Beiträge von Herr El Arbi musste ich zum Schluss kommen, dass er gar nicht weiss, was Antifeminismus ist und er irgend ein Klischee von Antifeministen hat, welches nicht zutrifft. Er geht von der irrigen Annahme aus (wie viele andere auch, besonders bei den Journalisten, welche zu bequem sind einmal sich darüber schlau zu machen, was Antifeminismus bedeutet), dass wir etwas gegen Frauen hätten und den Frauen irgendwelche Rechte wegnehmen wollen. Wir wollen eine tatsächliche Gleichberechtigung von Mann und Frau mit gleichen Rechten und Pflichten, nicht mehr und nicht weniger. Was Antifeministen wollen, ist das Ende eines Zeitgeistes, der Frauen heiligspricht und Männer dämonisiert. Antifeministen wollen das Ende einer Politik, die Frauen fördert und Männer diszipliniert. Antifeministen fordern, dass Männern dieselbe Menschlichkeit, dasselbe Mitgefühl und dieselbe Unterstützung entgegengebracht wird wie den Frauen."
Kuhns Stellungsnahme macht das Problem deutlich, das mit dieser Interviewfälschung verbunden ist: Sowohl die Medien als auch die etablierte Genderszene sind nicht gerade für die kritische Reflektion feministischer Positionen bekannt, ihre Vertreter scheinen deren Gegnern jedoch (kurioserweise als Folge der eigenen medialen Propaganda) alles mögliche zuzutrauen. Dass sich ein Satiremagazin dieser Einseitigkeit anschließt, stimmt bedenklich: Früher hat sich Satire an den Herrschenden abgearbeitet, heute offenbar vor allem an den Vertretern von Minderheitspositionen in der herrschenden Politik. Ein Trost für Kuhn mag sein, dass auch dieser journalistische Ausfall dazu dient, seine Bekanntheit zu steigern. So hat er es damit heute morgen sogar ins Bildblog geschafft.
Ein echtes Interview mit René Kuhn habe ich übrigens vor einigen Monaten geführt.
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