Donnerstag, April 14, 2011

Schröder: "Entscheiden müssen Männer und Frauen selbst"

Bundesfamilienministerin Kristina Schröders Artikel über ihre Ansätze in der Geschlechterpolitik war in diesem Blog, aber beispielsweise auch im Diskussionsforum von MANNdat ambivalent bis ungnädig wahrgenommen worden. Jetzt äußert sich die Ministerin in einem Interview, das Rasmus Buchsteiner für den Zeitungsverbund der Rhein-Main-Presse mit ihr führte ausführlicher. Es steht leider nicht online; ich diktiere mal die entscheidenden Absätze hier rein:

Buchsteiner: Sie haben zu Beginn der Legislaturperiode eine neue Jungen- und Männerpolitik angekündigt. Vom Boys' Day abgesehen ist davon nur wenig zu erkennen ...

Schröder: Dann müssen Sie richtig hinschauen, das ist eine Querschnittsaufgabe. Der Boys' Day ist ja nur ein Aspekt. Ich habe außerdem zum Beispiel einen Jungenbeirat eingesetzt. Er wird sich mit Männlichkeitsvorstellungen auseinandersetzen und Ansatzpunkte für politische Maßnahmen entwickeln. Dabei geht es auch um ganz aktuelle Probleme wie die Legitimierung von Gewalt. Neben Experten sitzen in diesem Beirat auch Jungs aus verschiedenen sozialen Milieus. Auch die Initiative "Mehr Männer in Kitas" gehört zu einer neuen Jungen- und Männerpolitik. Wir müssen aber auch an die Arbeitswelt ran, die nicht nur Müttern, sondern auch Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert. 60 Prozent der Väter sagen heute, dass sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten und dafür gerne ihre Erwerbstätigkeit auf 30 bis 35 Stunden reduzieren würden. Durch meine Initiative setze ich mich für familienfreundliche Arbeitszeiten ein.

Buchsteiner: Müssen Feministinnen das Fördern von Jungen nicht als Kampfansage empfinden?

Schröder: Nein, aber in der Tat, manche radikalen Feministinnen tun es. Zu Unrecht: Ich will Gleichberechtigung. Für mich bedeutet das aber faire Chancen für alle. Eine Politik mit diesem Ziel läuft ins Leere, wenn sie nur die Frauen fördert. Mein Ziel ist, dass Frauen und Männer selbstbestimmt entscheiden können, wie sie Aufgaben und Verantwortung aufteilen wollen. Dabei ist es die Aufgabe des Staates, Optionen zu schaffen. Entscheiden müssen Männer und Frauen selbst.