Freitag, Juni 24, 2011

Lesermail (Falschbeschuldigungen)

Zu diesem Beitrag von vorgestern hat mich inzwischen die folgende Lesermail erreicht:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

ich war der Jurist, der Sie 2007 auf die Studie "Vergewaltigung und sexuelle Nötigung in Bayern" des bayerischen LKA aufmerksam machte.

Ich freue mich sehr, dass durch Ihr Engagement die Erkenntnisse (nicht nur dieser Studie) mittlerweile in der Öffentlichkeit stärker zur Kenntnis genommen werden, auch durch den Artikel in der "Bild", wenn auch ohne Nennung Ihrer Mitwirkung bei der Verbreitung.

Ich bin heute immer noch ein aufmerksamer Leser Ihres Blogs und finde Ihre sachliche, unpopulistische Darstellung der rechtlichen Situation und öffentlichen Wahrnehmung der männlichen Bevölkerung sehr erfrischend!

Andererseits fällt mir beim Lesen Ihres Blogs auch immer wieder auf, wie sehr die öffentliche Wahrnehmung der Situation der Männer doch durch feministisch eingestellte Journalisten verzerrt dargestellt wird. Der Aspekt des falschen Vergewaltigungsvorwurfs ist hier ja nur einer von vielen.

Dass sich diese Falschdarstellungen denn auch in der Einstellung von Staatsanwälten und Richtern niederschlägt, konnte ich mittlerweile des öfteren in meinem Beruf verfolgen. Wenn man die Ermittlungen und Ermittlungsmethoden bei vermeintlichen Vergewaltigungsstraftaten verfolgt, kann man nur den Kopf schütteln, wie lange die Staatsanwaltschaft an obskuren Vorwürfen festhält, wie sachte die angeblichen Opfer mit ihren Widersprüchen konfrontiert werden, um ihre Gefühle nicht zu verletzen, und mit welcher Gleichgültigkeit die Folgen für die Beschuldigten ausser acht gelassen werden.

Auch im Berufsleben schlägt diese öffentliche Vorverurteilung mittlerweile seltsame Blüten. Mehreren meiner ehemaligen Studienkollegen, die an Universitäten arbeiten, wurde mittlerweile geraten, bei Besprechungen mit Studentinnen die Türen geöffnet zu lassen, um möglichen Vergewaltigungsvorwürfen keinen Raum zu geben.

Unter Kollegen ist auch der Rat verbreitet, sich nicht alleine in einen Aufzug zu begeben, der schon von einer Frau benutzt wird, um falschen Vorwürfen vorzubeugen.

Zu einem entspannten Zusammenarbeiten von Männern und Frauen trägt diese öffentliche Meinung also sicherlich nicht bei.

Aus meiner Referendarzeit ist mir noch eine einschlägige Szene im Kopf geblieben: Zwei Kollegen führten eine kurze, zwei- bis dreimonatige außerberufliche Liäson. Die Frau beendete diese Affäre, weil sie einen anderen Mann kennengelernt hatte. In der Folge fühlte sie sich sichtlich nicht mehr wohl in den Arbeitsgemeinschaften, an denen auch der mittlerweile Verflossene teilnahm.

Ein überaufmerksamer Ausbilder sprach die Frau daraufhin an, ob sie ihr Kollege belästigt hätte. Die Frau wich der Frage aus, bejahte diese nicht direkt.

Dennoch wurde der Mann präventiv in eine andere Arbeitsgruppe versetzt.

Einige Monate später, die Frau war mittlerweile wieder Single, wunderte sie sich mir gegenüber, weshalb ein weiterer Kollege auf Ihre Avancen nicht reagierte ...

Ich hoffe also, dass Sie Ihre Arbeit weiterhin so engagiert fortsetzten, auch wenn sie wohl dem Kampf gegen Windmühlen (und -beutel) gleicht. In der Realität ist mittlerweile vielen Männern bewusst, dass ihnen das öffentlich gezeichnete Bild von Männern schadet. Aufgrund des schon etablierten Meinungsverbots wehren sie sich (noch) nicht dagegen. Es braucht wohl noch viel an sachlicher journalistischer Tätigkeit, bis auch solche Missstände ohne Angst vor beruflichen Folgen an die Öffentlichkeit gelangen.