Freitag, Juli 01, 2011

Skandal nach Antifeminismustreffen: Lehrer verliert seinen Job

Ich benutze den Begriff "Skandal" eigentlich nur ungern, diesmal ist er aber mehr als angemessen: Die Zeit der Berufsverbote für die vermeintlich falsche Gesinnung kehrt zurück.

Wie heute Andrea Fopp in der "Basler Zeitung" (nicht online) berichtet, hat die Schule Weiterbildung Schweiz (SWCH) die Zusammenarbeit mit dem Gymnasiallehrer Pirmin Meier beendet, weil dieser auf dem Zweiten Internationalen Antifeminismustreffen in Winterthur am vergangenen Wochenende das Referat "Emanzipationsdefizite heterosexueller Männer aus der Sicht der historischen Männerforschung" gehalten hatte. Darin vertrat Meier die These, dass auch gute Schülerinnen geringere Karrierechancen hätten, wenn ihre Mathematiknoten schlecht seien. Der Winterthurer "Landbote" zitierte Meier zudem mit den Worten: "Genialität ist Männern vorbehalten."

Diese Aussage, wenn sie denn tatsächlich so gefallen war, stünde in Übereinstimmung mit der Intelligenzforschung, der zufolge Männer sich weit häufiger als Frauen sowohl in den positiven wie den negativen Extrembereichen der IQ-Kurve finden. Daraus erklärt sich, dass vom Schachgroßmeister über Nobelpreisträger bis zu Jugend-forscht-Gewinnern Frauen in solchen Kategorien selten vorkommen. Politisch korrekt sind solche Feststellungen allerdings nicht. "Die Aussage, dass nur Männer grosse Leistungen in Mathematik und Technik erbringen, widerspricht unserem Weltbild" zitiert die Basler Zeitung die SWCH-Geschäftsführerin Cordelia Galli. Alleine schon Meiers Auftritt auf diesem Kongress sei nicht im Sinne der SWCH.

Das Pikante an diesem Vorfall ist, dass Pirmin Meier eigentlich eine Gegenposition zu den Antifeministen der IGAF einnimmt. Er spricht von "Männern in der Krise", hält Alice Schwarzers Ikone Simone de Beauvoir für eine "geniale Philosophin" und lehnt "fundamentalistische Männerpolitk" ab. Dass gerade an ihm jetzt ein Exempel statuiert werden soll, in welchen ideologischen Bahnen man sich bewegen muss, wenn man seinen Job behalten möchte, ist insofern einigermaßen grotesk.

"Total daneben" findet so auch Markus Theunert, der Präsident von Männer.ch, dem Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, die Kündigung Meiers. Theunert ist einer der engagiertesten Kritiker der Antifeministen. "Es ist unverständlich, dass der SWCH den Mann aufgrund von Zitaten in den Medien als Kursleiter verabschiedet, ohne zu überprüfen, was er tatsächlich gesagt hat", wird er heute von der Basler Zeitung zitiert. In dem Artikel heißt es über Theunert weiter:

Der gemässigte Gleichstellungspolitiker hatte sich am Antifeminismus-Treffen für eine selbstbewusste Männerpolitik fern von Aggression ausgesprochen. Meiers Referat verstand er nicht als antifeministisch oder diskriminierend. «Er hat sich doch eher kritisch gegenüber den Antifeministen geäussert», sagt Theunert.

Auch Jörg Baumann, Rektor des Gymnasiums Beromünster, wo Meier angestellt ist, wundert sich gegenüber der BaZ über die «undifferenzierten Urteile»: «Ich kenne Meier als Brückenbauer, der den Dialog sucht», sagt er. Als Schriftsteller setze sich Meier zudem für diskriminierte Randgruppen ein.


Gut, dass letzeres vor den absurdesten Vorwürfen keineswegs schützt – wer wüsste das besser als ich? Vielleicht braucht es für die Kritiker der antifeministischen Bewegung aber wirklich solche unüberhörbaren Weckrufe, damit sie realisieren, wie mächtig, totalitär und gnadenlos die feministische Ideologie mittlerweile geworden ist. Kritik daran ist natürlich immer erlaubt – solange Sie keinen Wert darauf legen, Ihren Job zu behalten. Die Versammlungs-, Meinungs- und Redefreiheit gilt hier inzwischen nicht mehr.

Nachtrag vom Nachmittag: Der Artikel der Basler Zeitung steht inzwischen online. Unter den Kommentaren findet sich auch der folgende: "Die mangelnde Genialität der Frauen wurde in meinem Winterthurer Referat mit der Liste der hundert besten Köche illustriert und war im Kontext hauptsächlich als Witz gemeint. Im Eingang des Vortrags zitierte ich die geniale Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, deren Grab ich Jahr für Jahr mit Schülern aufsuche. Die unsinnige Zitierung wurde heute im 'Landboten' richtiggestellt. P. Meier, Autor." Das Bedenkliche daran ist, dass dadurch der Eindruck entsteht, die Entlassung wäre begründet gewesen, wenn das Zitat weniger ironisch gefallen wäre.