"Ausweitung der Debattierzone"
Männer stimmten mit ihren Füßen ab und hörten Frauen nicht zu, beklagte gestern Jutta Allmendinger auf der Veranstaltung des WZB. Wie es aussieht, wenn Frauen Männern zuhören, veranschaulicht heute Ulrike Baureithel in einem Beitrag der Wochenzeitung "Freitag".
Da Zeitung und Person sind nicht besonders bekannt sind, sollte ich sie wohl erst einmal vorstellen: Der "Freitag" ist das 1990 gegründete Nachfolgeblatt des Ost-Berliner "Sonntag", der DKP-nahen und von der SED finanzierten "Volkszeitung" sowie der Zeitung die "Tat", die sich ideologisch im Umfeld von DKP und KPD bewegte. Heute positioniert sich der "Freitag" zwischen "taz" und "junge welt"; geschlechterpolitisch kann das Blatt in Männern schon seit Jahren kaum etwas anderes sehen kann als Monster, Lachgummis oder Hindernisse bei der weiblichen Selbstentfaltung. Seine Auflage sank seit 1990 von 50.000 auf 15.000 Exemplare. Ulrike Baureithel, Jahrgang 1957, engagiert sich seit Jahrzehnten in der Frauenbewegung, forscht im Fach Gender Studies der Berliner Humboldt-Universität und ist Mitglied des Linksnet für linke Politik und Wissenschaft. (Dass es bei der Wissenschaft um Wahrheitsfindung gehen sollte und sie sich insofern nicht einer politischen Richtung unterordnen kann wurde hier offenbar vom Tisch gefegt.)
Muss ich nach dieser Vorstellung eigentlich noch viele Worte über den fraglichen Artikel verlieren? :-) Einige wenige sollten genügen. Die darin enthaltene Abwertung der ungeliebten Meinung kommt dermaßen mit der Brechstange daher, dass ich es jedem Leser gerne selbst überlasse, den Artikel zu analysieren – eben weil seine Rhetorik so hübsch anschaulich ist, verlinke ich ihn überhaupt. Spätestens wenn Baureithel AGENS als "Sekte" bezeichnet, macht sie überdeutlich, dass sie das Terrain der Sachdebatte lieber erst gar nicht betreten möchte, sondern es lieber bei herablassenden Anfeindungen belässt. Sachliche Argumente, das schreibt sie auch ganz offen, stellen für sie ohnehin nur eine Tarnung für Minderwertigkeitskomplexe, Angst und Aggressionen dar. Wer die Welt anders erfährt, als die feministische Ideologie ihm vorschreibt, der, das wird in jeder Zeile ihres Artikels deutlich, hat für Ulrike Baureithel ganz einfach ein psychisches Problem.
Im letzten Absatz ihres Textes ärgert sie sich dann allerdings doch darüber, dass sie sich über Kritiker des gegenwärtigen Systems zwar lustig machen kann, solange sie zu denen gehört, die die (Deutungs-)Macht innehaben, sie der Opposition mittlerweile aber nicht mehr völlig die Meinungsfreiheit abschneiden kann:
Zu anderen Zeiten wäre eine solche Veranstaltung von Feministinnen gestürmt worden. Dass sich die WZB-Chefin überhaupt genötigt sieht, Agens-Leuten ein Podium zu geben und sich mit ihren Argumenten auseinanderzusetzen, zeigt, wie sehr sich das gesellschaftliche Klima verändert hat.
Etliche Feministinnen, dafür ist dieser Artikel ein weiterer Beleg, möchten allzugerne, dass ihr bislang mehrere Jahrzehnte währender Monolog auch ein Monolog bleibt und das Entstehen eines Dialoges weiterhin vermeiden wird. Wie gut sind ihre Chancen?
Labels: Sommer der Männerbewegung
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