Tagesspiegel: "Immer mehr Männer wehren sich"
Mit der AGENS-Veranstaltung im Wissenschaftszentrum Berlin und dem heutigen Zweiten Internationalen Antifeminismus-Kongress als Aufhänger berichtet Andrea Dernbach im Berliner Tagesspiegel über das Erstarken der Männerbewegung:
Jenseits der Grantler und Wutbürger hat sich in den letzten Jahren (...) etwas verschoben: Während inzwischen von links bis rechts praktisch akzeptiert ist, dass der Präsenz von Frauen in Machtposition notfalls auch nachgeholfen werden muss, mit Quote oder ohne, wehren sich immer mehr Männer dagegen, dass in Teilen des sogenannten Privaten noch altes Denken herrscht.
Gut, letzeres ist nur ein vergleichsweise kleiner Teilaspekt der Anliegen von uns Männerrechtlern, aber den hat Andrea Dernbach immerhin erkannt. Lustig finde ich allerdings zwei Passagen ihres Artikels. Die eine:
Dabei haben selbst Antifeministen offenbar vom Feminismus gelernt: „Freiwillig wird von den Feministen und -innen niemand ein Iota von seiner Macht abgeben“, schreiben wütende Männer etwa auf der durchaus nicht antifeministischen Schweizer Website „männer.ch“, wo der Zürcher Kongress heftig debattiert wurde. Oder: „Wer mit dem Feminismus kollaboriert, wird Teil des Problems.“ Da sind sie, die Denkfiguren des traditionellen Feminismus: Der Blick auf sich selbst als Opfer ungerechter Verhältnisse, Selbstermächtigung, die Machtfrage.
Es ist lässt mich schon ein wenig grinsen, wenn antifeministische Statements gerade von Mitgliedern einer Organisation zitiert werden, deren Chef sich noch heute angestrengt von den Antifeministen distanziert und ihnen auf dem heutigen Kongress ausrichten möchte, "warum wir (!) ihre Meinung nicht teilen". Mit dem Wort "wir" scheint mir der gute Markus Theunert den Mund etwas arg voll zu nehmen. Die Mitglieder seines Vereins nehmen den Feminismus offenbar längst viel kritischer wahr als er selbst.
Gegen Schluss ihres Artikels liefert sich Andrea Dernbach allerdings einen echten Brüller:
Womöglich rennt der Antifeminismus längst offene Scheunentore ein.
Ich warte gerne einen Moment, bis Sie sich von Ihrem Lachanfall erholt haben ...
Mal überlegen: Sobald eine Gleichstellungsbeauftragte den Feminismus kritisiert, wird sie rausgemobbt. In der Piratenpartei feuert man regelrechte Intrigen ab, um Feminismuskritiker wegzuekeln. In allen anderen bekannten Parteien ist Feminismuskritik oder das Eintreten für Männerrechte nicht einmal vorgesehen. Ähnlich armselig sieht es in den allermeisten Medien aus. Zeitungen wie die "taz" blockieren sogar die Artikel renommierter Mediziner wie Dr. Matthias Stiehler, wenn diese an der feministischen Glaubenslehre rütteln und die Herrschaft des frauenunterdrückenden Patriarchats zu leugnen beginnen. Und Bürgerrechtler, die feminismuskritisch auftreten, werden in windigen Pamphleten als Rechtsradikale verleumdet, mit denen auf gar keinen Fall diskutiert werden dürfe. So stellt sich Andrea Dernbach das Einrennen offener Tore vor.
Richtig ist, dass die Frauenbewegung offene Tore einrannte. Ihr Erfolg basierte auf der von der von Männern entwickelten Pille über den von Männern geprägten Wandel der industriellen zur Dienstleistungsgesellschaft bis zu den weit überwiegend von männlichen Steuerzahlern getragenen immensen Fördergeldern für Frauen aller Art. Die Männerbewegung muss die verschlossenen Tore erst mit regelrechten Rammböcken aufbrechen. Wo sich eine Frau auf archaische Rollenmuster verlassen kann, um von Männern Hilfe zu erhalten, war die Vorstellung von Männern als Opfer (und Frauen als Tätern) in unserem kollektiven Denken bislang nicht vorgesehen. Dass die Männerbewegung heute überhaupt so weit ist, wie sie ist, war allein dem (von Männern erfundenen) Internet zu verdanken, womit die feministisch geprägten "Gatekeeper" in den Medien umgangen und Informationen zielsicher verbreitet werden können. Ohne das Internet hätten wir geschlechterpolitisch noch immer das Jahr 1993. So kommt jetzt aber auch eine sichtlich feminismusverliebte Journalistin im "Tagesspiegel" nicht mehr umhin, über die immer unübersehbare Tatsache zu berichten, dass wir Männer uns endlich zu wehren beginnen.
So zeichnet sich auch im ulkigen Schluss von Dernbachs Artikel deutlich ab, in welcher fortgeschrittenen Phase der Etablierung eines neuen Konzeptes wir uns mittlerweile befinden. Anfangs werden solche Konzepte immer ignoriert. Danach macht sich das Establishment darüber lustig. Wenn das auch nichts hilft, werden diese Konzepte erbittert bekämpft. Und zuletzt war eigentlich jeder immer schon dafür ...
Labels: Sommer der Männerbewegung
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