Donnerstag, April 06, 2006

6. April 2006

Nachdem der Antisemitismusforscher Klaus Holz analysiert hatte, wie hysterisierend und wissenschaftlich unredlich Lars Rensmanns Werk „Demokratie und Judenbild“ sei, wurde er erwartungsgemäß selbst von jenen aufs Korn genommen, denen an einer möglichst alarmistischen Debatte einiges zu liegen scheint. (Wohl nicht zuletzt weil die dräuende Gefahr eines allerorts lauernden Antisemitismus trefflich benutzt werden kann, dem israelischen Militär bei all seinen Verbrechen weitestgehend freie Hand zu verschaffen.) Einige befürchten, dass die Anfeindungen gegen Holz sowie seine persönlichen Diffamierungen in eine ähnliche Hetzjagd münden werden wie beispielsweise gegen den Nahost-Experten Ludwig Watzal. Heute kommt Holz in der Berliner „tageszeitung“ mit einem ausführlichen Beitrag zu Wort. Ein paar Auszüge:

„Unter Antisemitismusforschern ist in den letzten Monaten ein heftiger Streit ausgebrochen. In diesem geht es im Kern um zwei Probleme. Zum einen wird die Einhaltung wissenschaftlicher Mindeststandards eingefordert, zum anderen wird der inflationäre Gebrauch des Antisemitismusvorwurfes kritisiert. (...) Mit Rensmanns Dissertation hält eine Praxis in der Antisemitismusforschung Einzug, die in der Linken seit Jahren Schaden anrichtet. Im Zuge des nach 1989 gestärkten Nationalismus und Antisemitismus hat sich aus der Linken heraus eine Gruppierung entwickelt, die den Antisemitismusvorwurf instrumentalisiert. Diese so genannten Antideutschen erklären sich die ganze Welt aus einem einzigen Axiom. Sie sind deshalb zum Beispiel für die Bush-Regierung, halten jede Kritik der israelischen Besatzungspolitik für antisemitisch und feiern den Irakkrieg als Feldzug gegen die islamistische Judenfeindschaft. Sie bieten eine einfache Weltsicht, die nicht zur Kritik, sondern zur Identifikation einlädt.“ Und über die Steigbügelhalter Rensmanns heißt es treffend: „Sie verfahren (...) nach der Methode: Warum sachlich, wenn's auch persönlich geht? Man versucht, den Kritiker zu beschädigen, und ignoriert den Inhalt der Kritik.“

Wer da nicht unweigerlich an Grüppchen wie Honestly Concerned und Henryk Broders „Achse des Guten“ denkt! Da wundert es nicht, dass Holz bei diesen Leuten nicht sehr gut gelitten ist. Bleibt zu hoffen, dass sich die seriöse Wissenschaft gegen die rein rhetorische und interessengeleitete Polemik durchsetzt.