19. Juli 2005
Ich geh zwar ganz gerne in Superhelden-Filme, aber in der Regel ohne große Vorerwartungen. Zu viele davon gerieten in letzter Zeit eher misslungen („Daredevil“, „Elektra“, „Catwoman“, „Hulk“, „Punisher“ etcetera). Auch „Batman Begins“, von dem die Fans so hingerissen waren, dass ihn die imdb auf Platz 114 der besten Filme aller Zeiten listet (was für ein Unfug!), konnte mich eher nicht begeistern. Heute abend war ich in der neuen Fantastic-Four-Verfilmung und entgegen den Stimmen der meisten Kritiker war ich hochzufrieden mit dieser Adaption: Der Charakter der Hauptfiguren in den ersten, sagen wir, 50 Heften der Serie ist voll getroffen und damit auch die Seele der frühen Serie. Man ist den wichtigen Nebenfiguren wiederbegegnet (Doctor Doom natürlich, aber auch Stan Lee als Willie Lumpkin und Alicia Masters, jetzt als Schwarze). Die wichtigen Versatzstücke kamen unter, ohne dass es wie ein bloßes Abspulen aussah: von dem Kampfspruch „Jetzt geht´s rund!“ (im Original „It´s globberin´time!“) über Johnny, der im freien Fall zur menschlichen Fackel entflammt, bis zu Reed, der sich im Streit um Benjy wickelt. Comedy und Drama standen im richtigen Verhältnis zueinander, und die Spezialeffekte fand ich angemessen überzeugend, um nicht zu sagen: ziemlich cool. Kritiker könnten zwar zu Recht einwenden, dass beim besten Willen keine Spannung aufkam und auch der Showdown reichlich lahm war. Wenn man denkt, jetzt könnte es eigentlich richtig losgehen, ist der Film schon vorbei. Die Handschrift des Autors Mark Frost („Twin Peaks“) erkennt man insofern nicht gerade wieder. Aber mein Gott, es handelt sich um eine Origin-Story, und der zweite Teil der X-Men war auch deutlich besser als der erste. Das war ein gelungener Set-Up für eine ganze Reihe eskapistischer Feelgood-Filme im Popcorn-Kino, und die Palette an leinwandtauglichen FF-Comic-Gegnern ist von Annihilus über die Skrulls bis zu Galactus ja sehr reichhaltig. Für mich muss nicht jeder Film nervenzerfetzend oder hochgeistig oder von feinfühlig gezeichneter Charakterentwicklung getragen sein: Bei den FF bin ich ähnlich wie bei Spider-Man und den X-Men gerne wieder dabei.
Hm, interessant: Wie ich gerade sehe, scheinen Comic-Book-Fans den Film generell weit besser zu beurteilen als Filmkritiker außerhalb der Fanszene. Offenbar haben wir eine spezielle Form von Geschmack … :-)
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